Informationen rund um die HEIMAT-Trilogie von Edgar Reitz

vor 40 Jahren: HEIMAT-Abend in “Woppert”

Vor 40 Jahren wurde HEIMAT – Eine deutsche Chronik erstmals im Fernsehen ausgestrahlt. Jeweils Sonntags und Mittwochs liefen die Folgen vom 16.9. bis 24.10.1984 im Ersten Fernsehprogramm. Die ARD verbuchte seinerzeit (es gab nur drei Fernsehprogramme) sensationelle Einschaltquoten von bis zu 25%, zwischen 7 und 10 Mio. Zuschauer(inne)n sahen die Folgen.

Im Nachlass von Eva Maria Schneider habe ich einen Zeitungsbericht der Rhein-Hunsrück-Zeitung (13./14.10.1984, S. 14) gefunden, in dem berichtet wird, dass anlässlich der Ausstrahlung des achten Filmes (Der Amerikaner) am Mittwoch, 10.10., Edgar Reitz und Marita Breuer nach Woppenroth (von den Einheimischen “Woppert” genannt) ins Gasthaus Molz kamen, wo neben Interessierten und teils an der Entstehung der Filme Beteiligten auch Medienvertreter von Presse, Funk und Fernsehen erschienen waren.

Reporter Bert Baden berichtet von einem “Reitz-Abend von eigentümlichen Reiz”, und meint damit auch die dominante Präsenz seiner Kolleginnen und Kollegen von Rundfunk und Fernsehen (Zitat: “Gleißendes Licht aus starken Scheinwerfern lässt sogar den Bierschaum noch große Schatten werfen.”). Der Fotograf an seiner Seite war übrigens schon damals Werner Dupuis, der allerdings beim Versuch, den Schlussapplaus bildlich einzufangen, leer ausging: “Der Fotograf kann aber Filmmaterial sparen. Beifall gibt’s nicht am Ende der Sendung. Logisch: wer applaudiert sich schon selbst, denn im Raum sind ja auch viele Laiendarsteller, und schließlich: man ist ja hier unter sich, “en familie”, Reitz oder auch Marita Breuer sind längst eingebürgerte Schabbacher.”

Lisette Weckmüller in den Geschichten aus den Hunsrückdörfern © ERFilm

Auch Ortsbürgermeister Toni Sulzbacher ist im Gasthaus Molz und freut sich über das große Interesse: “Hier ist zur Zeit was los! Pausenlos klingelt bei uns seit Beginn der Fernseh-Serie das Telefon, täglich kommen Besucher, die Schabbach kennenlernen wollen und uns Löcher in den Bauch fragen. Eine tolle Werbung für unseren Ort und den ganzen Hunsrück … aber geändert hat sich für uns nichts.” Und er plaudert noch ein bisschen aus dem Nähkästchen, etwa wie er “dem Edgar” aus einem Stimmungstief geholfen habe, dass es manchmal doch recht anstrengend mit dem Filmteam gewesen sei und von einigen schlüpfrigen Geschichten, etwa der Hauptdarstellerin, die “fast allabendlich in Woppenroth von einem Mediziner besucht wurde”. (Kenner wissen, dass es sich um Gudrun Landgrebe handelt, die damals Ulrich von Nathusius kennengelernt hatte, den sie im Juni 2001 in Simmern/Hunsrück heiratete.1)

Reitz freute sich augenscheinlich (Foto im Artikel oben rechts) besonders über die Anwesenheit von Lisette Weckmüller, seiner “ältesten Laiendarstellerin”, die auch schon in den Geschichten aus den Hunsrückdörfern vorkommt (O-Ton Reitz: “die alte Sette (…) der BKS-Schlüssel zum Dorf”). Gastwirt Rudi Molz, für den nur eine Bierkiste als Sitzgelegenheit blieb (Foto unten Mitte), und seine Frau Marga haben übrigens von der Sendung nicht viel mitbekommen. “Die Gäste wollten bedient werden.”

Ausschnitt aus der RHZ vom 13./14.10.1984, aus dem Nachlass von Eva Maria Schneider.
Fußnoten
  1. vgl. https://www.presseportal.de/pm/6640/277585 []