In der Süddeutschen Zeitung ist am 5. Juli ein ausführliches Interview mit Edgar Reitz und Salome Kammer erschienen. Redakteurin Barbara Hordych sprach mit den beiden im Garten ihres Münchner Hauses vor allem über die Zeit ihrer Begegnung im Rahmen der Arbeiten an Die Zweite Heimat Anfang der 1990er Jahre.
Zur Bedeutung der Neuen Musik in der Zweiten Heimat erzählt Salome Kammer, dass sie in ihrem Cellostudium sehr wenig damit konfrontiert worden sei, und sich der Zugang vor allem durch den Gesang erschlossen habe: „Ein befreundeter Dirigent fragte mich, ob ich Schönbergs „Pierrot lunaire“ singen wollte; das war genau die Herausforderung, die ich brauchte, während wir hier noch filmten, denn ich hatte ja zwischendurch immer wieder mal drehfreie Zeit. Dass ich nicht klassischen Kunstgesang studiert hatte, war dabei mein Vorteil. Denn ich konnte mit meiner Stimme viel freier experimentieren, was genau dem Sprechgesang entsprach, der bei Schönberg gefragt war. Als ich sein Werk einstudierte, war für mich völlig klar: So was ist genau das, was ich machen will!“
Edgar Reitz erklärt zudem den großen Erfolg der Zweiten Heimat in Italien: „Wenn in Italien ein Kind künstlerisches Talent zeigt und seinen Weg geht, ist die ganze Familie stolz. Auch wenn niemand sonst in der Familie Künstler oder Künstlerin ist, sind Begeisterung und Anteilnahme groß. Wenn dagegen in Deutschland ein Kind künstlerisches Talent hat, ist die ganze Familie besorgt, fragt sich, wohin das führt, und ob es ihm oder ihr gelingen wird, ein anständiges Leben zu führen. Es überwiegt die wirtschaftliche Sicht.“
Salome Kammer betont, wie viel ihr die Verleihung des Münchner Musikpreises (am 16. Juli in der Muffathalle) bedeutet, „weil ich das Gefühl habe, dass mein Schaffen in seiner Gesamtheit gesehen und gewürdigt wird, das viele nur aus getrennten Bereichen kennen, also entweder durch Chansons, oder musikalisches Kabarett, oder Gesang für Neue Musik, was ich auch zwanzig Jahre an der Musikhochschule unterrichtet habe, oder Stimmimprovisationen.“
Schließlich kommt noch die völlig unterschiedliche Arbeitsweise der beiden zur Sprache. Salome Kammer: „Wenn Edgar ein Marathonläufer ist, bin ich eine Sprinterin.“ Und Edgar Reitz betont: „Wir beide sind wahnsinnig begeistert davon, miteinander zu leben. Seit gut 36 Jahren, mit unterschiedlichen Berufen, aber großem Interesse füreinander.“
Zitate aus: Süddeutsche Zeitung online, 5.7.2024
Das vollständige Interview können Sie kostenpflichtig online in der Süddeutschen Zeitung lesen.