Informationen rund um die HEIMAT-Trilogie von Edgar Reitz

Simmern feiert Edgar Reitz

In Simmern fand am vergangenen Sonntagmittag (20.11.22) ein Empfang zu Ehren des 90. Geburtstags von Edgar Reitz statt. Am Nachmittag wurde das nach ihm benannte Filmhaus feierlich eröffnet.

In seiner Begrüßungsansprache hob Bürgermeister Dr. Andreas Nikolay am Mittag neben prominenten Gästen und Honoratioren auch das Team des Pro-Winzkinos und die Gruppe hervor, die im Pro-Winzkino aktuell binnen drei Tagen Die Zweite Heimat schaute: „Diese Gruppe ist in den vergangenen zwei Tagen zu einer verschworenen Gemeinschaft geworden.“ Umgekehrt gebührt den Veranstaltern ein großer Dank für die Einladung der Gruppe zu diesem Empfang. Nikolay hob hervor, dass das Pro-Winzkino inzwischen deutschlandweit ein großes Renommee besitze und durch die intensive Werkpflege auch sehr zur engen Verbindung von Edgar Reitz zur Stadt Simmern beigetragen habe. „Wir wollen heute die Künstler sprechen lassen“, beendete Nikolay seine Begrüßungsansprache.

Henry Arnold spielte einleitend eine Transkription des eigentlich für Gitarre komponierten Klärchenliedes, danach sang Salome Kammer begleitet von Arnold das Wölfelied aus dem Zweite-Heimat-Teil Weihnachtswölfe sowie das aus HEIMAT 3 bekannte Schumann-Lied „In der Fremde“ nach einem Text von Joseph von Eichendorff.

Edgar Reitz im Gespräch mit Kulturstaatssekretär Jürgen Hardeck

Das anschließende Gespräch mit Edgar Reitz führte Prof. Jürgen Hardeck, Kulturstaatssekretär im Rheinland-Pfälzischen Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration. Hardeck gestand eine gewisse Beklemmung: „Mir ist in der Vorbereitung einfach nochmal klar geworden, wen wir hier heute ehren: Es ist ja nicht nur einer der großen Filmschaffenden Deutschlands, sondern wir haben einen weltberühmten Mann hier unter uns, dessen Werk auch in 100 Jahren noch bekannt sein wird, der etwas ganz Außerordentliches geschaffen hat was nur wenigen vergönnt ist.“ Er habe aber Reitz stets als einen sehr zugewandten, menschenfreundlichen und neugierigen Menschen wahrgenommen, sodass die Beklemmung sicher völlig unangebracht sei.

Auf die Frage, ob seine Zugewandtheit und Neugier für die Menschen eines der Erfolgsgeheimnisse seiner Arbeit seien, betont Edgar Reitz: „Es gibt unter Künstlern zwei Grundtypen: Es gibt die Selbstinszenierer, die sozusagen ihr eigenes Leben zum Kunstwerk machen, und in ihrem gesellschaftlichen Auftreten immerzu beweisen und zeigen müssen, wer sie sind oder sein wollen, und es gibt die anderen, die sich hinter ihrem Werk am liebsten verstecken würden. Zu denen zähle ich mich. Ich habe mich nie als einen gesehen, der seine eigene Biographie oder sein öffentliches Auftreten, sein Image gestaltet, das ist nicht Gegenstand meiner Kunst.“ In dieser Haltung sehe er als engen Verwandten und auch als Vorbild Stanley Kubrick, „das war so einer, da wusste keiner wie er aussieht. Er hat immer gesagt ‚das was ich bin und was ich kann sind meine Filme‘, und die waren so unterschiedlich, dass man sich auch aufgrund dessen kein Bild machen konnte. Das war immer mein Ideal, solche Leute nachzuahmen. Es ist vielleicht als Tugend Hunsrückisch, ich glaube, wir Hunsrücker sind halt so, mehr wert sein als es scheint, oder nicht mehr Schein als sein … ein Ideal, das auch meine Eltern vertreten haben.“

Das Kino wird das Fernsehen überleben

Bezogen auf die heutige Krise des Kinos vertrat Reitz eine interessante Position: „Die Krise des Kinos, von der wir heute sprechen, ist wieder (wie in den 1960er Jahren durch den Einzug des Fernsehens in die Haushalte) durch eine technologische Neuerung bedingt: Das Internet mit seinen Streaming-Plattformen, die heute dem Kino solche großen Probleme machen, ist auch nur eine Folge einer neuen Technologie. Und damit muss das Kino sich sehr ehrlich auseinandersetzen wie in den 60er Jahren mit dem Fernsehen. Wobei ich sehr stark feststelle, dass das Kino eher eine Chance hat zu überleben als das Fernsehen. Wahrscheinlich wird das vielgeliebte und die Welt über Jahrzehnte beherrschende Fernsehen verschwinden.“

Reitz ist dankbar für Hardecks Zwischenbemerkung, dass ohne das Fernsehen seinerzeit HEIMAT nicht möglich gewesen wäre. „Sie wissen, dass es in der ARD seit einigen Monaten eine Reformbewegung gibt, man ist sich bewusst geworden, dass sich im Laufe der Zeit viele Dinge fehlentwickelt haben im Hinblick auf den kulturellen Auftrag, aber ich bin der Meinung, dass das Kino eine neue Überlebenschance hat. Entgegen all der negativen Prognosen nach der Pandemie, wo die Menschen sich nicht mehr getraut haben, aus dem Haus zu gehen, und wo der Besuch einer kulturellen Veranstaltung hin zu einer gesundheitlichen Gefahr stilisiert worden ist, die Zeit geht jetzt zu Ende und es stellt sich heraus, dass es doch etwas unglaubliches ist, real an einem Ort zusammen zu kommen. Dass sie jetzt alle hier sind ist doch schon ein gutes Zeichen, auch für das Kino.“

HEIMAT als anti-dramatischer Film

Befragt danach, wie er seinerzeit den Erfolg von HEIMAT empfunden habe, spielt Edgar Reitz auf das „Happy End“ in der großen amerikanischen Tradition des Erzählens an. Dadurch sei „sozusagen ein Happy-End-Zwang über die Welt gekommen. Ein Filmstoff, der nicht mit einem Happy End endet, galt von vornherein als Flop oder als unzumutbar für das Publikum, es galt eine Art Doktrin die besagt, wenn es uns gelingt, das Publikum dahin zu bringen, eine Figur oder Menschen auf der Leinwand zu lieben und ins Herz zu schließen, dann muss er dadurch belohnt werden, dass er Erfolg hat, dass das Objekt der Liebe der Gewinner ist. Diese Doktrin ist unserer Generation wie eine Lüge vorgekommen. Denn wenn wir uns umschauten war es im Leben anders. Nicht jeder liebe Mensch hat Erfolg, im Gegenteil, man sah ganz viele Schurken, die Erfolg haben, und daher konnte man nicht sagen, das Schicksal belohnt immer das Gute. Aber wenn wir im Kino etwas zu erzählen haben ist es eigentlich das Gegenteil dieses Dogmas. Deswegen waren unsere frühen Filme alle ohne Happy End. Sie hatten offene Enden oder waren tragische Geschichten wie Der Schneider von Ulm, der mein Schicksalsfilm wurde; der Held, den wir sehr ins Herz schließen können, den wir auch als genialen Kopf mit wunderbaren Ideen erkennen, fällt am Ende einfach ins Wasser. Und da gibt es bis heute Leute die sagen, wer so eine Geschichte erzählt, der darf sich nicht wundern, wenn er Misserfolge hat. (…) Das wollte ich auf keinen Fall einsehen. Nach dem Schneider von Ulm suchte ich in der Vorbereitung von HEIMAT deshalb einen anderen Gedanken, nicht den Erfolg oder das Ende der Geschichte im Fokus zu haben. Und da bin ich auf einen Satz [von Carl Valentin] gestoßen, den ich bis heute als das Motto meines Lebens betrachte: ‚Solange ich lebe muss ich damit rechnen, dass ich weiterlebe.‘ Und mit diesem Satz wird das Happy End ad absurdum geführt. Es geht einfach weiter, und das ist anti-dramatisch. Ein Film, der nach diesem Prinzip arbeitet, dass ist HEIMAT. So ist es entstanden. Und es funktioniert bis heute.“

Der Weg zu den Herzen der Menschen führt nach innen

„Sie haben dem Hunsrück eine Geschichte gegeben“, betont Hardeck die Bedeutung dieser Filme aus einer noch anderen Perspektive. „Ja, das war natürlich nicht meine Absicht, und ich war sehr erstaunt darüber, wie sehr die Menschen sich identifizierten. Es sind natürlich auch Figuren, die nicht nur im Hunsrück funktionieren, ich habe immer wieder dieses Erlebnis erzählt, in Venedig bei den Filmfestspielen kam eine japanische Journalistin mit Tränen in den Augen auf mich zu und sagte: ‚Was Sie da geschildert haben ist exakt meine Großmutter‘. Ich war immer der Meinung, eine solche Großmutter, wie ich sie dort schildere, gibt es außerhalb des Hunsrücks schon gar nicht mehr. Aber es ist etwas allgemein menschliches an solchen Figuren. Jetzt stellt sich die Frage wie macht man so etwas? Man kann sich nicht einfach vornehmen, ich erzähle jetzt allen Menschen der Welt ihre archaischen Geschichten, denn so etwas gibt es gar nicht. Aber es gibt eine andere Erfahrung, die ich als Filmemacher gemacht habe, die ich auch den jungen Filmemachern sehr weiterempfehle: Der Weg zu den Herzen der Menschen führt nicht nach außen, sondern nach innen. Wenn ich mich selbst verstehe, werde ich verstanden. Denn wenn ich mich unbedingt verständlich machen will und werweißwas für blumige Worte finde, um Menschen zu überzeugen, solange ich nicht das Gleiche in mir selbst entdecke werde ich gar nicht wirklich verstanden. Das ist diese merkwürdige Dialektik, der Weg zu den anderen führt in unser eigenes Inneres. In dem Maße, in dem wir uns mit uns selbst beschäftigen und uns selbst verstehen, werden wir von unseren Mitmenschen verstanden. Und so sind auch die Filme entstanden, nicht durch sogenannte Feldstudien, sondern all diese Charaktere waren mit geschlossenen Augen vor meinem Inneren sichtbar, es waren Kindheitserinnerungen und Träume, die man nie verwirklicht hat.“

Jürgen Hardeck hebt hervor, dass HEIMAT auch sehr zur Veränderung des Bildes der Deutschen in der Welt beigetragen habe. Dazu erzählt Reitz seine Wahrnehmung, dass das Wort Heimat durch den Film in vielen Ländern als Lehnwort adaptiert wurde. „Das ist die Magie der Sprache, das führe ich gar nicht so sehr zurück auf meine Leistung, sondern das Wort, das sich über hunderte von Jahren gebildet und mit Inhalt gefüllt hat, sprang sozusagen von einem Kopf in den anderen. Das hat eigentlich das ausgelöst, was Sie die humane Wirkung nennen.“

Eintauchen in die Erinnerungen

Die Lesung von Henry Arnold aus der Autobiographie von Edgar Reitz konzentrierte sich diesmal auf Themen mit lokalem Bezug zum Hunsrück und zur Kindheit und Jugend von Edgar Reitz, so wurden allesamt Kapitel aus dem ersten Teil des Buches, „Vom Ausreißen der Wurzeln“, ausgewählt. Es ging um die Erinnerung an die Hand seines Vaters, des Uhrmachers, über die Entbehrungen der Nachkriegszeit bis hin zur Schulzeit in Simmern mit den beschwerlichen Bahnfahrten, die ein morgendliches aufstehen um vier Uhr erforderten. Auch ging es um Reitz‘ erste große Liebe, die Abiturprüfung in Religion und die von ihm gehaltene Abiturrede.

Abschließend präsentierten Henry Arnold und Salome Kammer noch das Lied „Zwei fremde Augen“, titelgebend für den zweiten Film der Zweiten Heimat. Danach war im Foyer Gelegenheit zum Austausch, während Edgar Reitz fleißig Bücher signierte. Für das leibliche Wohl war bestens gesorgt.

Den Weg zum Filmhaus legten Edgar Reitz, Henry Arnold, Salome Kammer und Bürgermeister Nikolay chauffiert von Besitzer Karl Peter Lauer nach einer Pause in einem Citroen DS Decapotalbe Baujahr 1965 zurück, ein Fahrzeug, dem Edgar Reitz unter der Überschrift „Die Göttin“ ein ganzes Kapitel seiner Erinnerungen gewidmet hat, aus dem Henry Arnold angesichts der Überraschung zuvor noch zusätzlich gelesen hatte.

Eröffnung des Filmhauses

Gleich nach seiner Ankunft am Filmhaus gab Edgar Reitz zunächst den Reportern des SWR (Fernsehen und Hörfunk) ausführliche Interviews. Bereits in seiner Ansprache betonte Bürgermeister Dr. Andreas Nikolay: „Dies hier soll kein Ort des Konservierens sein, sondern ein Ort des Weiterentwickelns.“ Die Einrichtung sei bewusst darauf ausgerichtet, vor allem junge Menschen nicht nur an das Thema HEIMAT sondern allgemein an das Thema Medien heranzuführen. Er wünschte Kristina Müller-Bongard, der Leiterin des Hunsrück-Museums, eine gute Hand dabei.

Müller-Bongard dankte der Stadt für die kluge Entscheidung, den Gebäudekomplex Ziegelmayer anzukaufen und darin das Filmhaus zu errichten. Der in der oberen Etage eingerichtete Projektbereich diene dazu, die von Edgar Reitz erzählten Geschichten lebendig zu halten und unter bestimmten Fragestellungen zu analysieren. Zielgruppe seien vor allem Kinder und Jugendliche. Auch offene Gesprächsrunden seien angedacht, um in einen Austausch über die Filme und die Filmkunst zu kommen. Im Ensemble mit dem Pro-Winzkino könne der Raum somit auch als Reflexionsraum für die Filme dienen. Sie übergab das Wort dann an ihren Vorgänger Fritz Schellack, der die Idee für das Filmhaus hatte und sich sehr engagiert dafür eingesetzt hat.

Schellack betonte die große Chance, die in dem Projekt liege, Menschen für die Filme zu begeistern und sie dabei dort abzuholen, wo sie gerade stehen. „Wir erleben das Zeitalter der Medien, aber es gibt kaum eine Schulausbildung, die dem Rechnung trägt.“, stellte er fest. Trotz der Allgegenwärtigkeit des Mediums habe kaum jemand einen Hintergrund zur Analyse und Beurteilung von Filmen. Das filmische Werk von Edgar Reitz stehe Pate für die Arbeit von Schulklassen am Thema Film unter dem Dach des neuen Filmhauses. Er erinnert sich daran, wie schwierig es vor 24 Jahren war, das Thema Film in Hunsrück-Museum zu bringen. Er brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass auch der restliche Gebäudekomplex Ziegelmayer kulturellen Zwecken gewidmet werde. „Das kostet ganz viel Geld, das wissen wir, aber wir wissen auch, dass in einer mittleren Stadt die Straßen nicht mehr mit Geschäften belebt sein werden.“ Ihm schwebe ein Dreieck Haus Ziegelmayer (als Kulturzentrum) – Pro-Winzkino – Stephanskirche vor. Schellack betont, dass sich Investitionen in die Kultur jedenfalls, wenn auch nicht kurzfristig mehr als lohnend erweisen, „das rechnet sich in Form von kulturell gebildeten Menschen, und mithilfe Ihrer Lebenserinnerungen können wir das nachvollziehen. (…) Die Themen sind da, und wir brauchen Plätze, an denen wir das vermitteln können, und dafür ist das Edgar Reitz Filmhaus sehr wichtig.“ Er betont auch, wie wichtig es sei, dass eine Stadt innovative Entwicklungsprojekte betreibe. Komplexes und weitsichtiges Denken seien dabei von wesentlicher Bedeutung, und in langfristiger Betrachtung lohnen sich auch mutige Haushaltsentscheidungen. An die Adresse von Jürgen Hardeck betont er: „Die Kultur in der Provinz ist ein wichtiger Faktor!“ Die Provinz könne zwar bereits von sich aus Kultur generieren, sie brauche aber auch die Unterstützung „von oben“. Er kritisiert, dass die Kulturpolitik sich vor allem auf die Zentren konzentriere, „Millionen fließen in die großen Museen des Landes, aber nicht in das Hunsrückmuseum Simmern, schade.“ Der Stadt sei für ihr Engagement hingegen sehr zu danken, „die gönnen sich immerhin eine Museumsleiterin“. „Was mich in den letzten Jahren besonders gefreut hat, ist die wunderbare Zusammenarbeit mit dem Pro-Winzkino, Das bewirkt etwas in der Stadt, und das machen die Leute seit Jahren ehrenamtlich mit großem Herzblut,“ und es brauche ein „großes Verständnis der Verantwortlichen um zu entscheiden, mit welchen Formen wir dann in die Zukunft kommen.“ Dies sei durchaus vorhanden und es gelte, es auszuleben.

Hier entsteht etwas, das Weltgeltung haben kann

Edgar Reitz dankte Fritz Schellack für seine Worte und betonte dessen Kerngedanken: „Als ich zum Studieren nach München kam, hatte ich null Ahnung von Film. Und als ich mich an der Universität für Film zu interessieren begann hatten meine Professoren null Ahnung von Film. Einer meiner wichtigsten Professoren sagte: ‚Film kann keine Kunst sein, weil das auf Zelluloid ist, und Zelluloid ist keine Kunst.‘ So oberflächlich und beiläufig war das Urteil, und gleichzeitig sahen wir Jungen, dass die Welt voll ist mit Filmkunstwerken, die näher am Leben sind, wahrhaftiger und brisanter als alles was in den anderen Künsten passierte. Auch die Musik und die Literatur waren tief beeinflusst vom Film. Und so kam der Gedanke, jeder Mensch lernt in der Schule etwas über Literatur, vor allem lernen sie Lesen und Schreiben, die meisten lesen später im Leben kaum mehr ein Buch, aber sie sehen tausende von Filmen, (…) zu denen ihnen jegliches Urteilsvermögen fehlt, weil es eben nicht vermittelt wird. Nach wie vor ist ein absolutes Missverhältnis zwischen der Produktivität auf dem Mediensektor und dem Wissen darüber in der Welt. Nun stellt sich die Frage, wie vermittelt man das? Ich habe vor Jahren einmal einen großen Anlauf gemacht bei der Vorsitzenden der BKM. Von oben nach unten ging gar nichts, da scheiterte es immer an der Föderalismus-Diskussion.“ Denn Filme ließen sich nicht auf ein Bundesland lokalisieren, Filmkunst sei universell und die Maßstäbe würden weltweit gesetzt und auf den großen Festivals erkennbar. Dazu merkte Reitz an, dass diese Festivals häufig in der Provinz stattfänden: „Das berühmte Cannes in Frankreich ist ein erbärmliches Provinznest und ganz bestimmt nicht so kultiviert wie Simmern.“ Das gelte ähnlich für andere Orte wie Locarno, aber auch der Lido in Venedig sei „ein Ort hinter dem Mond“. „Also, wo lernen wir was Filmkunst ist? Immer nur von unten nach oben! Es ist überhaupt so, die Kultur wächst von unten nach oben, nicht umgekehrt. Kultur ist nicht Sache der Herrschenden oder der Reichen. Die bedienen sich nur daran. Aber die wirklichen Quellen sind da wo wir leben, bei jedem von uns. Die Kunst ist nicht abhängig vom Bildungsstand, nicht vom Geld, nicht von all diesen Rangstufen, die wir in der Gesellschaft haben, sondern sie ist einfach ein Teil des Menschseins. Und das kann man überall vermitteln. Deswegen finde ich entsteht hier etwas, was Weltgeltung haben kann.“

Allen Verantwortlichen bei der Stadt Simmern, allen voran Bürgermeister Dr. Andreas Nikolay, Museumsleiterin Kristina Müller-Bongard und ihrem Vorgänger Fritz Schellack, sei herzlich gedankt für die Organisation eines sehr eindrucksvollen Tages.

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