Unter dem Titel „Auf in die Sechziger!“ befasst sich Rupert Koppold in der Reihe Koppolds Kino heute in der Wochenzeitung Kontext: mit zwei Fernsehserien, die die 1960er-Jahre behandeln: Dem ZDF-Dreiteiler Ku’Damm 63 und Die zweite Heimat.
Dabei geht der Kritiker mit der ZDF-Serie hart ins Gericht: „Diese so kondensiert und kolportagehaft voranhetzende „Ku’Damm“-Story, in der jede Sequenz funktional eingesetzt ist und das Schicksal im Minutentakt zuschlägt, staffiert nämlich die Vergangenheit – von den Kleidern über die Möbel bis hin zu den Autos – wie ein sauber aufgeräumtes, blitzblank geputztes und ziemlich steriles Deutschland-Museum aus. Nichts ist hier individuell, alles ist stellvertretend. Auch die Figuren passen sich der Kulissenhaftigkeit an, entwickeln kein Eigenleben, sind nur vollgestopfte Problembehälter.“
Und er macht deutlich, dass ein Vergleich mit Die zweite Heimat unter qualitativen Aspekten völlig unangemessen ist. Aber: „Wir vergleichen natürlich trotzdem. Und staunen erneut, wie es Reitz in dieser Geschichte vom aufstrebenden Komponisten Hermann (Henry Arnold) und (s)einer Gruppe junger Avantgarde-Künstler in München schafft, nicht einfach auf Historie zurückzublicken, sondern in diese hinein zu inszenieren. (…) Wie Reitz sich Zeit lässt, ja, wie er dem Zuschauer Zeit schenkt, ohne dass seine dreizehn jeweils etwa zweistündigen Filme an Spannung und Dichte verlieren! Wie sich alles entfalten kann und atmet! Dieses Gespür für Atmosphäre, für Umgangsformen, Bewegungen, Musik und Geräusche, für die Vielfalt von Dialekten, für die Stadt und wie sie sich verändert, für das Licht im Lauf des Tages, für die Jahreszeiten und das Wetter! Wenn es hier sturzregnet, fühlt man sich sogar als Zuschauer klatschnass. Und nicht zu vergessen: diese fantastische Kamera und der nie ganz vorhersehbare, aber immer stimmige Wechsel von Schwarzweiß und Farbe!“
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