Die Musik in HEIMAT - www.heimat123.de

Eine der vielen Besonderheiten in HEIMAT ist die Filmmusik, die Nikos Mamangakis (Νίκος Μαμαγκάκης, 1929-2013), Weggefährte von Edgar Reitz seit den 1960er Jahren, eigens für den Film komponiert hat.

Nikos Mamangakis „stammte aus einer kretischen Musikerfamilie (…). Als 10-Jähriger besuchte er Kurse des Konservatoriums in Rethymno (Kreta) und studierte 1947–1953 regulär am Griechischen Konservatorium in Athen (…). Er setzte seine Studien in München fort, wo er bis 1964 Komposition bei Carl Orff und Harald Genzmer studierte.
Er lehrte an der Musikhochschule München sowie für die Stadt Berlin (Deutscher Akademischer Austauschdienst).
Zusammen mit Josef Anton Riedl arbeitete er am Siemens-Studio für elektronische Musik.“¹

Besonders auffällig ist bereits das Titelmotiv, das, in Instrumentierung und Satz leicht variiert, auch in Die zweite Heimat und HEIMAT 3 verwendet wurde.

Partitur des Prologs von HEIMAT von Nikos Mamangakis. Abb. entnommen dem unten verlinkten Forschungsbeitrag von Peter Motzkus.

Zudem hat Mamangakis für alle Hauptfiguren eigene musikalische Motive komponiert – Sie kennen dieses Prinzip sicher noch aus der Grundschule von Sergej Prokofjews Peter und der Wolf. Katharina, Eduard, Paul, Pauline, Maria, Ernst, Anton, Hänschen, Lucie, Otto und Klärchen erhalten somit in den für sie charakteristischen Schlüsselszenen unverkennbare musikalische Akzentuierungen.

Eine zur Illustration besonders einprägsame Szene findet sich in Film 4 (Auf und davon und zurück), als im Herbst 1928 der Brief von Paul aus Amerika ankommt. Sobald der Postsack mit dem Brief auf dem Bahnhof in Kirchberg entladen wird setzt die Musik mit Pauls Motiv ein und begleitet den Weg des Briefes, der übrigens ein genaues Zitat des Weges von Paul bei seiner Rückkehr aus dem Krieg 1919 ist (mit dem Unterschied, dass aus dem Fenster des Wiegand-Hauses nicht Maria, sondern ihre Mutter blickt), bis zum Simon-Haus. Eine wundervoll gestaltete Sequenz.