Wie heute bekannt wurde, verstarb am 21. Dezember Hannelore Hoger im Alter von 84 Jahren in ihrer Heimatstadt Hamburg. Sie wird allen HEIMAT-Begeisterten als Darstellerin der Elisabeth Cerphal in Die Zweite Heimat unvergessen bleiben. Sie war zudem eines der Gesichter des neuen Deutschen Films, „arbeitete wiederholt mit dem Regisseur und Produzenten Alexander Kluge zusammen, der in seiner experimentellen Filmästhetik von den Schriften der Frankfurter Schule beeinflusst war, so in Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos (1968), Der große Verhau (1970), Willi Tobler und der Untergang der 6. Flotte (1972), Deutschland im Herbst (1977), Die Patriotin (1979) und Die Macht der Gefühle (1983).“1
Lesen Sie hier einen Nachruf von Edgar Reitz.
In einem Nachruf auf tagesschau.de heißt es:
„Sie stand bereits mit sechs Jahren auf der Theaterbühne und war eine der bekanntesten Schauspielerinnen Deutschlands. Nun ist Hannelore Hoger gestorben. Sie wird in Erinnerung bleiben – nicht nur als Kommissarin „Bella Block“. Hannelore Hoger war Theaterstar, brillierte in Helmut Dietls Kinohit „Rossini“. Doch vor allem war sie „Bella Block“ – in der Rolle der raubeinig-herzlichen ZDF-Ermittlerin wurde sie von einem Millionenpublikum geliebt. Nun ist die Schauspielerin am 21. Dezember in ihrer Heimat Hamburg gestorben. (…)
[Sie lernte die Welt de Schauspiels früh kennen], da ihr Vater als Inspizient am Ohnsorg-Theater in Hamburg arbeitete. Mit sechs Jahren stand sie dann erstmals auf der Bühne des Theaters in ihrer Heimatstadt. Mit 14 erhielt sie dort ihre erste größere Rolle. „Ich wusste sehr früh, dass ich Schauspielerin werden wollte“, betonte sie immer wieder. Im Jahr 1958 begann sie dann eine Ausbildung an der heutigen Hochschule für Musik und Theater. Ihr erstes Engagement fand sie 1961 am Theater Ulm bei dem stilbildend innovativen Intendanten Kurt Hübner. Und mit den Stationen Bremen, Stuttgart, Köln, Berlin, Bochum und Hamburg verlief eine Karriere, in der sich die junge Darstellerin zu einer der wichtigsten Bühnenkünstlerinnen der 1970er und 1980er-Jahre entwickelte.
Einem breiten Publikum dürfte sie aber als „Bella Block“ in Erinnerung bleiben. Die Rolle der unkonventionellen Kommissarin, die Hoger zwischen 1994 und 2017 auf dem Bildschirm verkörperte, schien ihr aus Sicht vieler Fans förmlich auf den Leib geschrieben. Komödiantisches Talent bewies die Sylt-Liebhaberin in Helmut Dietls Schickeria-Glosse „Rossini“ (1997), wobei sie als Klatschreporterin neben Kollegen wie Götz George und Mario Adorf brillierte. Im Fernsehen war sie seit 1965 dabei. So sah man Hoger 1988 neben ihrer Tochter und Kollegin Nina Hoger (Jahrgang 1961) im Ralph-Giordano-Mehrteiler „Die Bertinis“. Die Rolle, der sie ihre größte Popularität verdankt – die der „Bella Block“ – gab sie schließlich auf eigenen Wunsch ab. „Ich bin Schauspielerin und zwanzig Jahre älter geworden“, erklärte die auch sozial engagierte Künstlerin, die nie geheiratet hat, Ende 2014. „Solange ich es kann, möchte ich mich noch anderen Rollen und Themen zuwenden.“
Edgar Reitz betont in seinem Nachruf: „Hannelore Hoger hat mit ihrer Rolle in DIE ZWEITE HEIMAT das gesamte Panorama ihrer Schauspielkunst und ihres unverwechselbaren Charakters ausgebreitet. Für mich ist es ihr bester Film. Leider weiß das keiner der heutigen Nekrologschreiber. In der Bella-Block-Welt wurde die Künstlerin, die sibyllinische Hannelore Hoger, mit Ruhm überschüttet und fast vergessen.“
(…) Hoger war vielfach preisgekrönt: 1994 erhielt sie den Grimme-Preis, später den Bayerischen Fernsehpreis sowie die Goldene Kamera. Und bei der Grimme-Preis-Verleihung im Jahr 2012 erhielt sie eine Auszeichnung für ihr Lebenswerk. In ihrer Biografie „Ohne Liebe trauern die Sterne“ (Rowohlt) hat Hoger 2017 auch ihre Gedanken über den Tod formuliert: „Über uns schwebt das Damokles-Schwert. Je weiter das Leben voranschreitet, umso enger wird es. Aber wir wissen, dass wir dem nicht entgehen können, auch wenn wir es vielleicht möchten. Ich möchte, dass es dann schnell geht und dass man ohne Siechtum zum anderen Ufer kommt.“
Hannelore Hoger war nicht nur als Schauspielerin aktiv. Sie las auch zahlreiche Hörbücher ein und engagierte sich sozial, beispielsweise gegen sexuelle Gewalt an Kindern, für die Stiftung Deutsche Krebshilfe sowie als Schirmherrin der Kampagne „Jede Oma zählt“ der Hilfsorganisation Helpage Deutschland.2
In einer Pressemitteilung des ZDF wird Programmdirektorin Dr. Nadine Bilke zitiert: „Hannelore Hoger war eine Schauspielerin mit Seele, Herz und Verstand. Sie konnte alles erzählen – das Warme wie das Kalte. Mit ihr ließ sich in Abgründe blicken und Seh-Schmerz ertragen, solange sie mit und für uns auf Täter und Opfer blickte. Wir haben eine große Schauspielerin verloren.“
Möge sie in Frieden ruhen.
In der ARD-Mediathek ist eine 30minütige Dokumentation über Hannelore Hoger zu sehen.
Fußnoten