Am vergangenen Sonntag feierte Filmstunde_23 seine Hunsrückpremiere im Rahmen einer Hommage an Edgar Reitz bei den HEIMAT EUROPA Filmfestspielen. Leider konnte Co-Regisseur Jörg Adolph aus gesundheitlichen Gründen nicht anwesend sein, dafür gaben sich aber zwei der damaligen Schülerinnen sowie Edgar Reitz per Videoschalte die Ehre. Reitz erinnerte sich lebhaft an „seine Mädels“ und räumte ein, dass ihn dieses Projekt besonders auf die Thematik des Alterns stoße – seinerzeit sei er 35 gewesen, jetzt 91. Er verdeutlichte, wie sehr das damalige Projekt an Münchner Luisengymnasium (der Kontakt war seinerzeit über eine Lehrerin seiner Tochter Susanne entstanden) auch heute noch an bildungspolitischer Aktualität aufweise.
Von Moderatorin Sabine Schulz gefragt, ob es denn seine Absicht gewesen sei, alle Schülerinnen zu Filmemacherinnen zu machen, entgegnete Reitz, dass dies absolut nicht der Fall gewesen sei. Vielmehr ging es ihm doch darum, ihnen Mittel der Wahrnehmung und Analyse von Filmen an die Hand zu geben, die es ihnen ermöglichen, einen Film als Kunstobjekt genauso kompetent zu betrachten und auszuwerten wie ein Gemälde, einen Roman oder ein Musikstück. All diesen künstlerischen Ausdrucksformen seien Schulfächer gewidmet, nur vor dem Medium Film, das heute alltäglich so präsent sei wie keine andere ästhetische Ausdrucksform, stünden viele Menschen wie Analphabeten. Sein damaliger und bis heute unveränderter Anspruch sei es, dies zu ändern.
Nach wie vor unverständig zeigte sich Reitz gegenüber der Aussage einer damals nach dem Schulprojekt interviewten Mutter, die monierte, dass die Schülerinnen danach mit dem Erlernten alleingelassen würden. Reitz entgegnete, dass es doch erklärtes Ziel des Projektes gewesen sei, einen selbstständigen Umgang mit dem Medium Film herbeizuführen. Besonders betonte er dabei den hohen Lerneffekt der praktischen Einheiten, die außerhalb des Unterrichts von ihm belgeitet in der Freizeit der Schülerinnen durchgeführt worden seien.
Im Anschluss an Filmstunde_23 und das Gespräch mit Edgar Reitz und den damaligen Schüler(inne)n wurde noch ein von Schüler(inne)n erstellter Film aus einem Filmbildungsprojekt des Simmerner Herzog-Johann-Gymnasiums (das auch Edgar Reitz einst besuchte) gezeigt, der die „Queer“-Thematik behandelte.