Im Montagsgespräch mit der Augsburger Allgemeine (5.12.2022) unterhielt sich Edgar Reitz mit Stefan Küpper über die Weihnachtszeit, die Grenzen zwischen Realität und Fiktion, seine Sicht auf den Ukrainekrieg und die Weltlage im Allgemeinen, den aktuellen Zustand Deutschlands, die Zukunft des Kinos, die Notwendigkeit einer Filmbildung sowie das epische Erzählen.
Er erinnert sich, wie er als 6jähriger zu Weihnachten seinen ersten Filmprojektor geschenkt bekam – „das ist für mich vielleicht die allerfrüheste Begegnung mit dem Kino oder mit der Technik des Kinos. Und dieses Geschenk begleitet mich durch das Leben.“
Mit Blick auf die Zukunft des Kinos befürchtet er zwar, dass eine Reihe von Filmtheatern in den nächsten 10 Jahren schließen werden, aber das Kino dennoch überleben wird, „weil Menschen in Gemeinschaft eine wirklich gesteigerte Wahrnehmung haben. Ein Saal voll Menschen kann etwas sehr intensiv, sehr viel intensiver erleben, als wir das alleine je könnten. (…) Das intensive Erlebnis, der tiefere Eindruck, die tiefere seelische Berührung wird ein Argument für das Kino bleiben,“ das auch für 14jährige verständlich und nachempfindbar sei.
Bezogen auf die Fähigkeit, Filme auch unter ästhetischen Gesichtspunkten auszuwerten, weist er erneut mit großer Deutlichkeit auf die Notwendigkeit einer systematischen Filmbildung hin: „es werden so viele Bilder produziert, jeden Tag, jede Stunde, jede Minute eine inflationäre Bilderflut gibt, die über die Menschen strömt, jeden Tag. Und darin jetzt die unsterblichen Schönheiten oder ausdrucksstärksten Juwelen zu erkennen, erfordert mehr Wissen, als es üblicherweise vorhanden ist. Viele Menschen gehen über die großen Momente hinweg, weil sie sie nicht erkennen oder weil sie nicht wissen, wo der Unterschied zwischen der banalen, alltäglichen Bilderflut und den großen künstlerischen, durchgestalteten Werken liegt. Da besteht ein Mangel, auf den ich immer wieder hinweise. Es müsste viel mehr Grundwissen über den Film verbreitet werden. Die Kinder lernen lesen und schreiben, lesen aber als Erwachsene kaum mehr ein Buch, sehen dafür aber tausende von Filmen, bleiben in Bezug auf die ästhetische Sprache des Films und des Kinos im Grunde Analphabeten.“
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