Anlässlich des gestrigen Kinostarts von FILMSTUNDE_23 haben renommierte Zeitungen und Journalisten über den Film berichtet. Hier finden Sie eine Übersicht mit Zitaten, die ständig erweitert wird. Bitte beachten sie, dass leider nicht alle zitierten Artikel kostenfrei zugänglich sind.
„Es gibt viele große Filme über das Filmemachen, der größte ist Fellinis Achteinhalb. Diese Filmstunde ist ein kleinerer Beitrag zum Thema, didaktisch und anekdotisch, gewissermaßen von der Peripherie her kommend. Trotzdem führt er ins Zentrum: in die Zeit, also ins Leben hinein. Er zeigt, wie flüchtig die Bilder sind, wie vergänglich das Dasein ist, und er zeigt, dass Film eine Möglichkeit eröffnet, trotzdem etwas festzuhalten, also der Zeit einen eigenen Sinn zu entreißen, den sie sonst fressen würde. Die Schülerinnen des Luisengymnasiums haben das nicht nur gelernt, sondern auch erlebt. Wir erleben das ein bisschen mit, wenn wir Filmstunde_23 gucken.“
Film ist die Kunst, der Zeit einen Sinn zu entreißen, in: Die Zeit vom 8.1.2025, Thomas E. Schmidt (auch in der Printausgabe Nr. 2.2025 erschienen) [kostenpflichtiger Artikel]
„Ich habe den Vorteil: Ich bin 92 Jahre alt und kann sagen, ich halte mich an nichts, weil ich nicht darauf angewiesen bin, noch einmal einen Film zu machen. Das hat mir eine Freiheit verschafft, eine Unantastbarkeit durch das Alter.“
Edgar Reitz im Interview mit Daniel Kothenschulte, Frankfurter Rundschau vom 8.1.2025
„Der Traum von Reitz, dass es bald in jeder Schule regulären Filmunterricht geben sollte, hat sich (.) bis heute nicht erfüllt. Obwohl das in Zeiten von Fake News, Mockumentarys und Deep Fakes wichtiger denn je wäre. Ob die Bildungspolitik da je umdenken wird? Der Film sollte vor allem auch ein Lehrfilm für jene sein, die darüber zu befinden haben.“
So spannend und prägend könnte Schule sein: „Filmstunde_23“, in: Berliner Morgenpost vom 8.1.2025, Peter Zander [kostenpflichtiger Artikel]
„Filmstunde_23“ ist ein liebevoll zur Nachahmung aufrufendes Dokument über die lebenslang positive Nachwirkung des spielerischen Lernens über und mit dem Filmmedium geworden. (…) Am Ende aber ist „Filmstunde_23“ nicht nur als Leitfaden für neue Anstrengungen in Sachen Filmbildung zu verstehen, sondern bietet ein unterhaltsames Stück Zeit- und Filmgeschichte.“
Blick zurück aufs Medium, taz, 9.1.25, Autorin: Claudia Lenssen
„Reitz’ Leitlinie war ein Satz des berühmten ungarischen Filmhistorikers und Philosophen Béla Balázs: „Solange Film nicht an der Schule gelehrt wird, nehmen wir die wichtigste Revolution der menschlichen Bildung nicht zur Kenntnis.“ Lässt man das Pathos weg, gilt das noch immer – vielleicht mehr denn je: Denn wenn prinzipiell jeder Filme drehen und veröffentlichen kann, sollten Handwerk – und Ethos! – des Films ebenso Allgemeinwissen werden. Wie oft schon wurde mehr Medienpädagogik in der Schule gefordert, wie wenig ist tatsächlich geschehen.“
Die universale Sprache der Gegenwart, in: Süddeutsche Zeitung, 9.1.2025, Martina Knoben [kostenpflichtiger Artikel]
„Dabei ist das Wissen darum, wie Filme entstehen, welcher Mittel sie sich bedienen und wie der Film als Sprache funktioniert, essenziell, um die Welt an sich zu verstehen. Filme bilden den aktuellen Zeitgeist ab, sie erzählen von Politik und Kultur, vom Guten und Schlechten einer Ära, bilden sowohl Lügen als auch Wahrheiten ab. Ein unmittelbareres, auch unbestechlicheres Bild von Vergangenheit und Gegenwart, von Geschichten und Historie, kann es nicht geben, das macht Edgar Reitz schon 1968 den 14-jährigen Teilnehmerinnen seiner Schul-Filmklasse klar.“
Liebeserklärung ans Filmemachen, in: Stuttgarter Zeitung, 9.1.2025, Kathrin Horster
„Wenn die Kinos schwinden und die Filmkritik schwindet, dann wird auch die Filmkunst schwinden. Und das ist ein wahnsinniger Verlust für das gesamte kulturelle Geschehen.“
Edgar Reitz im Interview mit Uwe Mies, Kölner Stadtanzeiger, 10.1.2025
„Doch wie viele Einzelphänomene zog [Edgar Reitz] mit seiner Karriere an der Entwicklung der deutschen Filmbranche vorbei. Dem Film wurde im Bildungsalltag nur kurz eine Bühne geboten. In einer ausgewählten Schulklasse, ohne Chance auf Verlängerung. (…) Und so bleibt der Film bis heute eine elitäre Welt in den Köpfen der Menschen, von der viele aus der Ferne begeistert sind und es doch nur wenige wagen, in dessen Inneres vorzudringen. Ob sich die ein oder andere Person von den Lektionen der Filmstunde unterrichten lässt? Leider kann in der Realität nicht vorgespult werden.“
„Dies ist (.) ein ganz großer Film, wenn man ihn, seinen ästhetischen Ansatz und sein Sujet, ernst nimmt. Denn es geht hier ums Ganze: Das Ganze des Kinos, seiner Ausdrucksmittel wie seines Wesens, aber auch das Ganze des Lebens, die Frage nach Konstanz der Person eines Menschen über die Jahrzehnte der Lebenszeit hinweg und nach der Möglichkeit, durch den Film der Endlichkeit menschlicher Erfahrungen eine Dauer und vielleicht eine Art von Ewigkeit zu verleihen. Edgar Reitz entpuppt sich in Filmstunde_23 nicht nur als auch mit über 90 Jahren hellwacher, souveräner und erstaunlich jung gebliebener Filmemacher, sondern als ein avancierter Theoretiker der Filmbildung und als Philosoph des Kinos.“
Maria Feckl: Warum sollten nicht alle Geschichten erzählen? (Zitat 1) und Rüdiger Suchsland: Unter den Analphabeten des Films (Zitat 2), auf artechock.de
„Dieser wunderschöne, kluge und ungewöhnliche Film zeigt, wie aus Passivität Aktivität wird. Wie die Kamera zum Medium der Ermächtigung werden kann. Das zeigt sich auch daran, dass der Filmunterricht die Klasse zu einem außergewöhnlichen Zusammenhalt finden ließ, wie die älteren Damen im Film übereinstimmend resümieren.
Am Ende dieser filmischen Zeitreise steht so das „kollektive Fluidum“ (Reitz) der gemeinsamen Erfahrung des Filmens und die Aktivierung der Schülerinnen, die durch ihr Filmen auch das Sehen und – so suggeriert es „Filmstunde_23“ – ein anderes Leben lernten. Das Kino als Schule des Lebens – hier ist es!“
Kritik von Rüdiger Suchsland auf filmdienst.de