Im Vorfeld der Vorstellung seiner Autobiographie und der digital restaurierten Zweiten Heimat Mitte September in München hat Simon Hauck für das Münchner Feuilleton ein Interview mit Edgar Reitz geführt.
Darin schwärmt Reitz:
Vier Jahre haben wir an der digitalen Restaurierung der ›Zweiten Heimat‹ gearbeitet. Am Ende dieses langen Prozesses hat der Film zum ersten Mal die Form gefunden, die mir vor 30 Jahren vorschwebte. Mit den heutigen Techniken konnten wir endlich die Schwarz-Weiß-Sequenzen und ihre Übergänge zu den Farbteilen so gestalten, wie ich mir das ursprünglich vorgestellt hatte. Ich bin außerdem begeistert, was man in der Tonbearbeitung alles machen konnte: Das ist fantastisch. ›Die zweite Heimat‹ ist für mich das Beste, was mir in meinem Leben als Filmemacher gelungen ist.
Und er erinnert sich: „Die Premierenkopie der ›Zweiten Heimat‹ im Jahr 1992 war noch von Hand geklebt. Diese 13 Filme bilden zusammen 84 Akte im Kino. Das überschreitet alle Konventionen. Natürlich hat man nach so langer Zeit die Umstände der einzelnen Drehtage vergessen und viele Ängste von einst sind längst verschwunden. Trotzdem kehrt die Frage immer wieder: Wie habe ich das damals gemacht? Der Prozess des Filmemachens entsteht bekanntlich im Team. Um 557 Drehtage durchzustehen, bedurfte es eines wunderbaren hingebungsvollen Teams und fantasievoller Mitstreiter wie zum Beispiel Gernot Roll als Kameramann.“ und „Wenn ich da noch an die Premiere im Münchner Prinzregententheater zurückdenke: Da saß ich wegen der bei Schwarz-Weiß- und Farbteilen unterschiedlichen Schärfe im Publikum mit der Fernbedienung in der Hand, und habe immer wieder den Fokus des Projektors nachgestellt!“
Mit Blick auf das Ergebnis seiner Arbeit bekennt er: „Das Überraschende für mich ist, dass ich meinen Film nach den Restaurierungsarbeiten mit gänzlich verändertem Blick betrachten kann. Ich habe das seltsame Gefühl, diesen Film noch nie im Leben gesehen zu haben. Ich entdecke, dass die Erzählung oft ganz anders weitergeht als ich es erwartete. Ich war erstaunt über die vielen lebendigen Charaktere, über den Einfallsreichtum und die poetischen Wendungen, die erst in der neuen Fassung wirksam werden.“
Tickets für die Filmaufführungen sowie die Lesung aus seiner am 13. September erscheinenden Autobiographie sind auf der Seite der Astor Lounge im ARRI Kino buchbar.
Seit kurzem ist auch ein Trailer zur restaurierten Fassung auf youtube zu sehen:
Abbildungnachweis
- Beitragsbild: Szenenbild aus Die Zweite Heimat © ERFilm