Informationen rund um die HEIMAT-Trilogie von Edgar Reitz

Rüdiger Weigang ist gestorben

In Berlin ist bereits am 20. April, gut zwei Monate vor seinem 80. Geburtstag, Rüdiger Weigang, der Eduard aus HEIMAT, gestorben. Dies berichtet die Lippstädter Zeitung Der Partriot am 4.5. unter Berufung auf seine Kinder. Autor Andreas Balzer, den eine lange persönliche Bekanntschaft mit Weigang verbindet, berichtet in sehr ausführlicher und persönlicher Weise.

Die kleine in Westfalen gelegene Stadt Lippstadt sah der in Saarbrücken aufgewachsene Weigang als seine wirkliche Heimat an, auch wenn er 2010 aus privaten Gründen nach Berlin zog, wo er laut seiner Tochter Merle noch einmal „die kulturelle Vielfalt und das Großstadt-Flair“ genoss. Nach Lippstadt hatte es ihn im Jahr 1982 verschlagen, nachdem er bei einem Auftritt am dortigen Stadttheater seine spätere Frau Juliane kennenlernte. Mit ihr gründete er dort eine Familie. Ich selbst hatte das große Vergnügen, ihn und seine Frau im Anschluss an einen Besuch im Rahmen des HEIMAT-Projektes am Gymnasium Nepomucenum Rietberg im Juni 2004 dort auch privat kennen lernen zu dürfen.

Rüdiger Weigang (4. v. l.) mit Schüler(inne)n und Teilnehmer(inne)n des Seniorenprojekts EULE am Gymnasium Nepomucenum Rietberg, 2004

Freunde aus Lippstadt berichten, er seit dort bekannt gewesen wie ein bunter Hund. „Und natürlich war mir das als kleines Mädchen oft sehr peinlich.“, berichtet seine Tochter Merle. „Aber heute weiß ich das total zu schätzen, wie besonders er war. Er wollte auffallen, aber er wollte auch immer etwas Gutes, etwas Besonderes hinterlassen. Und so war es dann auch.“1

Seinen letzten öffentlichen Auftritt im Kontext der größten Rolle seines Lebens, nämlich des Eduard Simon, hatte er 2015, als im Berliner Kino Babylon die digital restaurierte Fassung von HEIMAT aufgeführt wurde. Das Bild stammt aus dem Fundus von Hans-Jürgen Schatz.

Rüdiger Weigang, Edgar Reitz, Karin Rasenack, Hans-Jürgen Schatz und Sabine Wagner © Hans-Jürgen Schatz

In den vergangenen drei Jahren litt Rüdiger Weigang stark unter Demenz und verbrachte das letzte halbe Jahr in einem Pflegeheim in Berlin. „Er war immer stolz auf seinen Intellekt, das war sein Arbeitswerkzeug. Wenn das dann verschwindet, ist das ja eigentlich das Schlimmste, was einem passieren kann“, erinnert sich sein Sohn Florian , der ihn in den letzten Jahren in Berlin intensiv betreut hat. „Aber er hat es geschafft, mit Würde damit umzugehen. Obwohl er sich eigentlich an gar nichts mehr erinnern konnte, hat er im Heim versucht, mit Lächeln und ständigem Daumen hoch die Leute sich wohlfühlen zu lassen. Die Schwestern waren total fasziniert von ihm.“1

Rüdiger Weigang wird auf eigenen Wunsch Ende Mai in seiner Heimatstadt Lippstadt beigesetzt.


Rüdiger Weigang in der Rolle seines Lebens: als Eduard Simon in HEIMAT (letzte drei Bilder aus HEIMAT-Fragmente – Die Frauen).


1 zit. n. Der Patriot (Lippstadt) vom 5.5.2022, Kultur lokal, Autor Andreas Balzer