Informationen rund um die HEIMAT-Trilogie von Edgar Reitz

Abschluss der HEIMAT EUROPA Filmfestspiele

Im Hunsrück sind gestern die HEIMAT EUROPA Filmfestspiele 2021 zu Ende gegangen.

In einer feierlichen Preisverleihung wurden am Samstagabend in Simmern die Gewinner im Hauptwettbewerb sowie der Publikumsliebling prämiert.

Preisträger EDGAR 2021: York-Fabian Raabe (BORGA) mit Edgar Reitz (Ehren-EDGAR) und Bettina Borgfeld (WAS KOSTET DIE WELT) freuen sich über die Auszeichnungen der HEIMAT EUROPA Filmfestspiele © Lena Ruzicka

Insgesamt 6 nordeuropäische und 5 deutsche Filme wetteiferten im Hauptwettbewerb um die begehrte, mit 2.500€ dotierte Auszeichnung des EDGAR in der Kategorie „Bester moderner Heimatfilm“. Der „Edgar 2021“ für den besten modernen Heimatfilm geht an den Film BORGA von York-Fabian Raabe. In der Begründung heißt es: „York-Fabian Raabes Film BORGA betrachtet die Probleme aus afrikanischer Sicht und zeigt die Illusionen und falschen Erwartungen, die viele junge Afrikaner an Europa haben. Er öffnet uns die Augen für das Leben und die Misere von Menschen, die, aus einer ganz anderen Kultur kommend, in unserer Gesellschaft ihren Platz, ihre neue „Heimat“ suchen. (…) Die Ambivalenz der Hauptfigur des Kojo – glänzend dargestellt von Eugene Boateng – und der raue, dokumentarische Charakter des Films, öffnen einen differenzierten Blick auf eine Welt, die ins Rutschen gekommen ist, auf widersprüchliche, oft unangenehme Charaktere und den beeindruckenden Kampf eines jungen Afrikaners, sich nicht vom Schicksal treiben zu lassen, sondern es in die eigene Hand zu nehmen. BORGA ist nicht nur einen ergreifenden Film für unsere Kinos, sondern auch für Ghana und seine Menschen. Man spürt das Herzblut, das den Film durchzieht und ahnt die immense Kraft und Anstrengung, die es gekostet haben muss, einen solchen Film zu realisieren.“

Ulrich Tukur, einer der renommiertesten Schauspieler Deutschlands, den meisten bekannt in seiner Rolle als Wiesbadener TATORT-Kommissar Felix Murot hat als Preis-Pate den EDGAR 2021 an Regisseur York-Fabian Raabe überreicht. Das Preisgeld in Höhe von 2.500 € wurde gestiftet von dem Rotary Club Simmern-Hunsrück.

Die Trophäe „EDGAR“ für den „Besten modernen Heimatfilm“ wurde von dem renommierten Künstler Prof. Thomas Duttenhoefer als Bronzeguss neu entworfen.

Der von Thomas Duttenhöfer entworfene „Edgar“ © Dirk Eikhorst, hunsrueck-news.de, veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Fotografen

Eine lobende Erwähnung gab es für Regisseur Christian Schwochow mit seinem Film JE SUIS KARL, der dafür mit einem Pro-Winzling 2021 ausgezeichnet wurde.In der Begründung von Ulrich Tukur heißt es: „Christian Schwochow macht die Leere und tiefe Verunsicherung, die durch die Auflösung aller Verlässlichkeiten in einer aus den Angeln gehobenen Welt entstanden ist, zum Thema seines Films JE SUIS KARL. In dieses Vakuum stoßen die Heilsversprecher, die die einfachen Lösungen anbieten und Schuldige an der Misere präsentieren. Sie tun es in seinem Film derart geschickt und einnehmend, nicht stumpf nationalistisch, sondern jugendlich europäisch, hipp und technikaffin, dass man versteht, wie ein moderner „Faschismus“ funktionieren und wie er an die Macht gelangen könnte. Und man denkt bei den Umtriebigkeiten seiner ominösen „Summer Academy“ unwillkürlich an den wunderbaren Satz von Franz Hessel: „Heimat ist Geheimnis, nicht Geschrei.“ JE SUIS KARL ist enorm spannend, vermeidet die gängigen Klischees, die einem sonst gerne im Zusammenhang mit Rechtsradikalismus präsentiert werden und ist in den Hauptrollen mit Luna Wedler, Jannis Niewöhner und Milan Peschel überragend besetzt.“

Der mit 1.000 € dotierte Publikumspreis der diesjährigen Filmfestspiele geht an Regisseurin Bettina Borgfeld für ihren Dokumentarfilm WAS KOSTET DIE WELT. Außerdem wurde Schirmherr Edgar Reitz mit einem Ehren-EDGAR für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Den Preis für den besten Kurzfilm von Erwachsenen vergab die Jury des Pro-Winzkinos Simmern, bestehend aus Lisa Gewehr, Nico Friedt und Jacqueline Huth. Er ging an den Film LAGOM – GERADE RICHTIG von Melina Michel aus dem Hunsrückort Heyweiler. In der Jury-Begründung heißt es: „Der Kurzfilm „Lagom – gerade richtig“ porträtiert auf eindrucksvolle Weise die Familie Ibs, die ihre Hunsrücker Heimat verlassen hat, um auf einer kleinen norwegischen Insel ein neues Leben zu beginnen. Vor der Kamera lässt Melina Michel alle Familienmitglieder ihr ganz persönliches „Ankommen“ in der neuen Heimat schildern. Diese Interviews werden immer wieder von großartigen Landschaftsaufnahmen unterlegt, die dem Zuschauer das „Gesagte“ nachhaltig visualisieren. Der Kurzfilm vermittelt dem Betrachter, dass die Sehnsucht nach Veränderung, Neues zu wagen, mit einer mutigen Entscheidung gelingen kann.“

Im Kurzfilmwettbewerb gab es ebenso einen Publikumspreis, der am Abend per »Stimmzettel« ermittelt wurde. Der Publikumspreis 2021 für den besten Kurzfilm in der Kategorie Erwachsene teilen sich zwei Beiträge: Der Film GINNUNGAGAP von Moritz Michel und DEN NORDEN FINNISCH SCHÖN von Carolin Waldhauser und Tim Grundel. Bei der Preisverleihung waren zahlreiche prominente Gäste anwesend. Neben Ulrich Tukur waren die rheinland-pfälzische Kultur-Ministerin Katharina Binz sowie Schirmherr Edgar Reitz mit Ehefrau Salome Kammer in Simmern. Zudem war auch die Schauspielerin Antonia Bill, bekannt als „Jettchen“ aus der HEIMAT anwesend.

Text: HEIMAT EUROPA FIlmfestspiele

Pressetimmen:

Rhein-Hunsrück-Zeitung (29.8.21)

Videos:

Videos von der Preisverleihung auf dem youtube-Kanal der Festspiele