Informationen rund um die HEIMAT-Trilogie von Edgar Reitz

Inhalte von Die zweite Heimat

Die folgenden Synopsen der 11 Folgen von Edgar Reitz‘ DIE ZWEITE HEIMAT sind an das Buch von Reinhold Rauh: Edgar Reitz – Film als Heimat, München (Heyne Filmbibliothek) 1993, S. 236-261 angelehnt und an zahlreichen Stellen von mir ergänzt und korrigiert worden. Sie wurden inzwischen in dem Handbuch Edgar Reitz: Die große Werkschau (Marburg 2018) veröffentlicht.

1. Film: Die Zeit der ersten Lieder (1960)

Hermann steht in Simmern kurz vor dem Abitur. Immer noch zutiefst getroffen von der tragisch geendeten Liebe zu Klärchen schwört er bei Gott „Die Musik soll meine einzige Liebe sein und meine Heimat.“ Sein Musiklehrer nimmt sich seiner an und bestätigt ihn in seinem Drang, den engen Hunsrück zu verlassen und die Künste zu studieren, so wie er es selbst einst gern getan hätte. Nachdem er sich in der mündlichen Prüfung gegenüber dem konservativen Pfarrer selbstbewusst behauptet, das Abitur glänzend bestanden und Lehrern wie Mitschülern sein prächtiges musikalisches Talent bewiesen hat, macht er sich nach München auf. Er will dort an der Musikhochschule das Komponistenhandwerk lernen.

Erster Sendbote der verheißungsvollen Stadt ist Herr Edel, der im Zugabteil über Gott und die Welt schwadroniert. Hermann kommt mit großen Augen im Bahnhof der großen Stadt an. Von seinem Lehrer hat er ein Empfehlungsschreiben an den Rechtsanwalt Dr. Bretschneider. Der kann ihm an diesem regnerischen Tag leider nicht mit einer Unterkunftsmöglichkeit weiterhelfen, ebenso wenig Frau Moretti, die ungarische Schneiderin aus dem Nachbarhaus, die ihm aber zumindest ein Zimmer in Aussicht stellt. Dafür erbarmt sich Dr. Bretschneiders Angestellte Renate seiner und lässt ihn heimlich in ihrem Untermietszimmer schlafen.

Am nächsten Tag besteht Hermann die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule. Zuvor hat er den Chilenen Juan kennen gelernt, der zehn Sprachen spricht und ein musikalisches Multitalent ist. Mit ihm wird er Zeuge, wie auf dem weiten, wie ein Symbol der Leere wirkenden Königsplatz ein Filmteam – Stefan, Reinhard und Rob – den Film „Brutalität in Stein“ dreht. „Da sind lauter Filmteams – so han ich mer München schon immer vorgestellt“, kommt es Hermann staunend über die Lippen.

Hermann erlebt nun in Kürze eine Reihe weiterer Zufalls- und Schicksalsbegegnungen, die ihn bei seinem neuen Lebensbeginn in München weiterbringen werden. In der Straßenbahn trifft er Clemens aus dem Hunsrück, der ihm in seinem Untermietszimmer beim kunstliebenden Kohlenjosef Unterschlupf gewährt. Im Konservatorium sieht er erstmals, noch aus der Feme und mit staunenden Augen, eine schöne Cellostudentin – Clarissa Lichtblau. Gleich darauf verschlägt es ihn in den Übungsraum der Komponisten Volker, Jean-Marie und Bernd. Sie sind schon in höheren Semestern und Anhänger der Neuen Musik.

Die ersten Tage und Wochen in München vergehen. Hermann macht sich, mit seinem Hunsrücker Dialekt hadernd, eine Schauspielschule auf, um sich korrektes Hochdeutsch anerziehen zu lassen. Er kommt der immer noch aus der Ferne umschwärmten Clarissa näher. Irgendwann erfährt er, dass ein fremdes Mädchen in seinem dunklen Zimmer vier Stunden lang auf ihn gewartet hat. Es stellt sich heraus, dass es Klärchen war, die ihrem schmerzlich Geliebten schließlich noch einen Brief zukommen lässt, in dem sie sich für immer von ihm verabschiedet.

2. Film – Zwei fremde Augen (1960/61) 

Während der warmherzig lächelnde Juan mit Clarissa in Wasserburg von Mutter Lichtblau verköstigt wird, bleibt Hermann verlassen, unverstanden und erfolglos in München zurück – „ich bin nicht einmal der Drittbeste.“ Er schlägt sich ohne Geld von zu Hause Gelegenheitsjobs suchend durchs Studentenleben. In der gemeinsamen Wohnung fühlt er sich mit Clemens Schlagzeug-Lärm im Ohr und dessen Mädchenbesuchen im Blickfeld nur noch einsamer.

Hermann ist außer sich, als ihm Frau Moretti schluchzend gesteht, dass seine bei ihr deponierten Wertsachen verschwunden sind. Und er muss nach einem als großen Erfolg gesehenen Konzert bei einer reichen Familie feststellen, dass er und seine Begleiter mit einer einzigen Weinflasche abgespeist werden – „Chateau Lafitte“ steht auf dem Etikett. Während dieser Zeit geben Volker, Jean-Marie, Bernd, alle in Badehosen, gemeinsam mit Clarissa vor einem belustigten, zwischen Begeisterung und Empörung schwankenden Publikum ihr erstes atonales und fast lautloses Konzert. Danach treffen sich alle in einer verrauchten Schwabinger Kneipe. Hermann hat zum ersten Mal die Chance, Clarissa näher zu kommen, wird aber immer wieder von Renate daran gehindert. Mitten in der bunten Gesellschaft ist auch die Verlegerserbin Frau Cerphal. Großzügig lädt sie alle ein, in ihrer Villa, dem „Fuchsbau“, weiterzufeiern.

Alle kommen mit: Hermann und Renate, Juan und Clarissa, Stefan, Reinhard und Rob, Volker, Jean-Marie, Bernd und Olga. Mit dabei ist auch Ansgar, Medizinstudent und Hermanns Bekannter vom Studentenschnelldienst, der auf die spröde Lyrikerin Helga ein Auge geworfen hat. Der chronisch abgebrannte Philosophiestudent Alex sitzt am Küchentisch und schlägt sich den Bauch voll. Jedoch Hermanns sehnlichster Wunsch geht nicht in Erfüllung. Statt bei Clarissa landet er schließlich mit Renate im Bett.

Bald darauf kommt unerwarteter Besuch: Hermanns Förderer aus Simmern, sein Musiklehrer Schiller, steht vor der Tür. Er will sich mit einer heiß und heimlich geliebten Schülerin und Hermann das Münchner Nachtleben ansehen. Aber Hermann wird übel, und am nächsten Tag ist er todkrank. Schließlich bahnt sich in den Wintertagen von 1961/62 eine Freundschaft an, die Hermann kuriert. Hermann kommt Clarissa im Treppenhaus ganz nahe, küsst sie innig, muss aber dann vor einem Hausbewohner die Flucht ergreifen. Als Clarissa, Juan und Hermann sich einige Tage später vor einem Kino treffen beschließen die drei, dass sie Freunde sein wollen – und sind dann zu Tode erstarrt. Vor ihnen liegt der Spät-Dadaist Herr Edel, der sich schon mit Sentenzen wie „Suche uns nicht in der Unterführung sondern verüble uns nicht die Erlösung“ verewigt hat, mit einer Wermuth-Flasche in der Hand tot im Schnee.

3. Film: Eifersucht und Stolz (1961)

Nachdem sie ihrem Vater die letzte Ehre erwiesen hat macht sich Evelyne, eine Nichte von Frau Cerphal, von Neuburg an der Donau nach München auf, wo sie nach ihrer Mutter forschen will, die sie nie kennengelernt hat. Ihre erste Anlaufstation ist der Fuchsbau. Erst einmal wartet Evelyne den halben Tag lang auf Frau Cerphal, wobei sie von der Haushälterin umsorgt wird, und gerät dann mitten in ein Sommernachts-Fest hinein.

Längst ist der Fuchsbau zum offenen Haus für Schwabinger Jungkünstler geworden. An der Wand hängen die bunten Plakate von „Bitterer Reis“ oder „La dolce vita“. Eine Jungfilmpremiere ist heute angesagt: Stefan, Reinhard und Rob zeigen ihr Werk über die Ruinen des Nationaltheaters und der Residenz, für den die drei aber weder Verleih noch FBW-Prädikat bekommen haben. Die Filmaufführung mit den gespenstischen Ruinen vergangener Herrlichkeiten wird mit großem Applaus aufgenommen. Dann wird ausgelassen gefeiert, nach und nach kommen in der lauen Sommernacht aber auch Konflikte und Eifersüchteleien auf. Hermann zieht die Eifersucht Clarissas auf sich, weil er vor ihren Augen im Dunklen Helga küsst. Evelyne verliebt sich in Ansgar und bekommt deshalb den Zorn von Olga zu spüren, die in Tabletten und Opiaten Trost sucht.

Am nächsten Tag machen sich die drei Jungfilmer auf, an allen möglichen und unmöglichen Plätzen ihre Aufkleber „Papas Kino ist tot“ anzubringen. Evelyne gelingt es mit Hilfe der Haushälterin von Frau Cerphal und ihres neuen Liebhabers Ansgar die Adresse einer Schwester ihrer Mutter ausfindig machen, von der sie bisher nichts gewusst hat. Die Tante, eine Milchverkäuferin, erzählt ihr dann die Geschichte ihrer sehnsüchtig gesuchten Mutter, die in den Münchner Bombennächten ums Leben gekommen ist.

Auch Hermann und Clarissa versuchen ins Reine zu kommen. Hermann schreibt Clarissa einen Liebesbrief, in dem er ihr seine reine, wahre und durch das Sommernachtsfest nicht gestörte Liebe gesteht. Allerdings gelingt es ihm nicht, Clarissa diesen Brief zukommen zu lassen. Das Gleiche passiert umgekehrt Clarissa, deren Liebesbrief Hermann lange Wochen nicht erreicht, weil er lediglich an „Hermann Simon, München“ adressiert ist. Nachdem ihre Liebesschwüre gegenseitig so schicksalhaft ins Leere gelaufen sind treffen die beiden sich zufällig, planen gemeinsam Musik zu machen, kommen sich körperlich immer näher – und besinnen sich dann überstürzt doch wieder ihrer Musik. Nach einem langen Spaziergang gehen sie mit vielen weiteren Missverständnissen im Gepäck wieder getrennter Wege.

4. Film: Ansgars Tod (1961/62)

Clarissa setzt nun ganz auf ihre Fähigkeiten als Cellistin. Vom alten, vermögenden und sie umschwärmenden Dr. K. hat sie ein kostbares Cello geschenkt bekommen. Sie übt bis die Sehnen schmerzen. Schließlich gewinnt sie mit dem kostbaren Cello und einem von Hermann komponierten Stück den ersten Preis bei einem Wettbewerb. Sie wird daraufhin für ein Gastspiel in Neuburg engagiert und alsbald als neues Cello-Wunder gefeiert. Hermann erfährt davon nur durch Zufall aus der Zeitung. Dass Clarissa ausgerechnet mit seinem Stück Furore macht, er aber kaum Beachtung findet, lässt ihn nur noch deprimierter zurück. Ihm bleibt nichts anderes, als sich auf seine eigene Karriere zu konzentrieren und auf diese Weise Trost zu finden. Nach der Aufführung eines selbst komponierten Stückes, bei dem die in einen Blasebalg gewandete Frau Moretti einen Solo-Auftritt hat, wird er frenetisch umjubelt. Nach dem Konzert kommt zu seinem vorläufig letzten Treffen mit Clarissa. „Wir sind eben Igel“, äußert Hermann resigniert.

Während Hermanns und Clarissas Liebe von innen heraus unmöglich gemacht wird, so geschieht dies bei Ansgar und Evelyne von außen. Schon in den ersten Tagen seines Verhältnisses mit Evelyne lässt ihn Olga ihre Eifersucht spüren, als sie mit der Winchester spielerisch auf ihn zielt. Ansgar gibt sein Medizinstudium auf, arbeitet als Schaffner bei der Straßenbahn und wird immer perspektivloser, worauf er zu Opiaten greift. Die besorgten Eltern besuchen ihn, beschwören ihn sein Leben zu ändern, können ihn und seine neue Freundin nicht mehr verstehen. Ansgar lässt sie bestürzt und fassungslos in seiner Wohnung zurück.

Es ist Faschingszeit. Ansgar und Evelyne sind zu einem seit langem angekündigten großen Kostümball im Fuchsbau eingeladen. Ansgar muss vorher nur noch eine Schaffner-Tour erledigen. Derweilen kramen Frau Cerphal und ihre Jungkünstler die verstaubten Maskeraden aus den alten Beständen auf dem Dachboden der Villa. Dabei taucht auch ein großformatiges Gemälde mit den Künstlern Thomas Mann, Bertolt Brecht und Lion Feuchtwanger auf, die hier in den Zwanzigerjahren Fasching feierten. Ansgar steigt unterdessen in die anfahrende Straßenbahn. Die Faschingsgesellschaft mit den bizarren Masken trinkt, johlt, musiziert und tanzt. Ansgar verpasst den Aufsprung, wird mit einem Bein in der sich schließenden Tür eingeklemmt und von der Straßenbahn mitgeschleift. Er kommt vor den Augen Evelynes ums Leben. Der Schwabinger Künstlerfasching erreicht seinen Höhepunkt, als Evelyne zur Tür hereinkommt und Ansgars Tod verkündet.

5. Film: Das Spiel mit der Freiheit (1962)

Hermann finanziert sein Studium inzwischen als Musiklehrer und gibt dem unbegabten Sohn einer reichen Münchner Familie im Turmzimmer Klavierunterricht. Noch lehnt er das Angebot der Familie ab, mit ihnen auf Sylt den Urlaub zu verbringen und dabei seinen Unterricht fortzusetzen. Aber in Kürze wird er es sich anders überlegen.

Die Schwabinger Krawalle vom Juni 1962 sind ausgebrochen. Die Polizei macht mit dem Knüppel Jagd auf alles, was jung ist. Auch den völlig ahnungslosen Hermann trifft es. Seine Gitarre wird von einem Polizisten kurz und klein geschlagen, und er kann sich nur mühsam vor den prügelnden Beamten in einen Hauseingang retten. Als er sich am nächsten Tag darüber auf dem Kommissariat beschweren will, kann er nur in allerletzter Sekunde der Verhaftung der Polizei entkommen, die keine Kritik am Vorgehen ihrer Mitarbeiter zulässt. Auf seiner Flucht entsinnt er sich nun der Einladung nach Sylt, wo er einige Zeit untertauchen will.

Auf der Fahrt per Anhalter in Richtung Norden kommt er am münsterländischen Dülmen vorbei, Helgas Heimatort. Auch Helga ist nach Hause gefahren, wobei sie auf rheinischen Bahnhöfen Spuren ihrer Filmerkollegen entdecken konnte. „Ist gestern morgen?“ oder „Es lebe das Individuum!“ ist auf den Aufklebern zu lesen. In Dülmen bei ihren Eltern angekommen steht nun plötzlich mitten in der Nacht der ausgehungerte Hermann vor der Tür. Zusammen mit ihren Freundinnen Marianne und Dorli feiert Helga die Ankunft Hermanns. Bei dicken Torten aus der Konditorei von Dorlis Eltern und Wein werden dem in Schwabing blutig geschlagenen von den drei Frauen sprichwörtlich die Wunden geleckt. Die Mütterlichkeit und Betulichkeit nimmt immer eindeutigere sexuelle Formen an, bis Helga plötzlich ohnmächtig zu Boden sinkt. Damit ist dieser Abend beendet.

Am nächsten Tag wird Helgas 23. Geburtstag gefeiert. Eigentlich ist in ihrem Elternhaus bei Dülmener Spezialitäten, verkorksten Witzen und platten Sprüchen für Erotik überhaupt kein Platz. Aber wie in einem schwülen Gewächshaus wuchert in der nach außen hin so sorgsam abgeschirmten Spießbürgeridylle die Libido. Während das Loblied auf die Provinz angestimmt wird, befummeln sich Hermann, Marianne und Dorli unter dem Tisch mit den Füßen. Das Festessen endet in einem Eklat. Helga schließt sich daraufhin provokativ mit Hermann in ihr Zimmer ein. Oma, Mutter und Vater Aufschrey toben vor der Tür. So kann aus Helgas sehnlichstem Geburtstagswunsch natürlich nichts mehr werden. Aber es kommt noch schlimmer. Hermann hat schon vorher eine offenherzige Einladung von Marianne, deren Mann auf einem Ärztekongress in Basel weilt, zugesteckt bekommen, und folgt dieser noch in der gleichen Nacht. Dorli und die bis ins Mark getroffene Helga bemerken dies, worauf Hermann in Dülmen endgültig nichts mehr verloren hat.

Er fährt weiter nach Sylt. Schließlich haben sich auch in München die Wogen wieder geglättet, und Hermann kann sich vom auf Sylt verdienten Geld eine neue Gitarre kaufen.

6. Film: Kennedys Kinder (1963)

Der 23. November 1963. Während unablässig der Regen herunterprasselt, bereitet Hermann im Fuchsbau das neue Konzert der Gruppe „Spuren“ vor. Die Plakate sind im ganzen Zimmer zum Trocknen ausgelegt. Da passiert das erste Unglück des Tages: ein Baum, der gerade gefällt wird, kracht irrtümlicherweise durch die Fensterscheiben mitten auf die Plakate. Kurz darauf steht nach langer Abwesenheit plötzlich Clarissa im Raum und bittet Hermann um 800 Mark, die dieser aber nicht hat. Clarissa macht sich zu Jean-Marie und Volker auf und bittet sie um das Geld. Einer von beiden muss nämlich der Vater des Kindes sein das Clarissa erwartet, und das sie abtreiben lassen will. Für den konsternierten steinreichen Jean-Marie ist das kein Problem.

Der Hauptheld des Tages ist Alex. Schon nach dem Aufwachen hat er den Sinnspruch seines verstorbenen Vaters memoriert: „Einen guten Freund kann man daran erkennen, dass er einem Geld gibt.“ Ohne Geld und halb verhungert macht er sich dann mit weiteren Merksätzen aus Wittgensteins „Tractatus logicophilosophicus“ auf Schnorrertour. Im Fuchsbau kann er noch etwas Marmelade schlecken. Olga ist gerade mit Probeaufnahmen für einen Film beschäftigt und hat für ihn sowieso keine Zeit. Auch bei den Jungfilmern Stefan, Reinhard und Rob hat er jeden Kredit verspielt. Als er es völlig durchnässt bei ihnen mitten während der Dreharbeiten dennoch versucht, bekommt er zwar kein Geld, dafür eine Statistenrolle, für die sich bis auf die langen Unterhosen ausziehen muss. Aber die Aufnahmen nehmen bald ihr Ende, die drei Jungfilmer verkrachen sich endgültig.

Alex zieht es zu den Auslagen der Feinkostläden. Als er mit den letzten Pfennigen einen Bettelanruf machen will, findet er in der Telefonzelle 190 Mark. Er trifft Stefan in einer Wirtschaft und zahlt ihm seine Schulden zurück. Dann schauen beide noch bei Helga vorbei und müssen feststellen, dass sie mit Tabletten einen Selbstmord versucht hat. Sie können sie gerade noch retten. Als sich alle spät in der Nacht wieder im Fuchsbau treffen, hat auch für andere ein schicksalsschwerer Tag ein Ende genommen. Hermann ahnt allerdings noch nichts davon, nachdem er Schnüsschen, die einstige Hunsrücker Lehrmeisterin im Zungenkuss, zufällig am Bahnhof getroffen und zu sich eingeladen hat.

Für John F. Kennedy war dieser nasskalte 23. November 1963 der letzte Tag. Mitten in der Filmvorführung von „Kleopatra“ teilt der Veranstalter dem entgeisterten Publikum die Ermordung Kennedys in Dallas mit.

7. Film: Weihnachtswölfe (1963)

Weihnachten naht. Hermann bereitet sich auf sein ehrgeizig verfolgtes „Spuren“-Konzert vor, Schnüsschen ist immer dabei und zieht alles Organisatorische an sich. Das eigenwillige Konzert wird ein großer Erfolg. Ein besonders umfeierter Star wird dabei Evelyne mit ihrer eindrucksvollen Alt-Stimme, die das Konzert dem Andenken an Ansgar widmet. Dennoch bleibt Hermann danach fast ganz allein, weil sich seine Freunde zu Clarissa aufgemacht haben. Aber zumindest ist Schnüsschen bei ihm und versetzt ihn wieder in die Zeiten seiner Hunsrücker Heimat zurück. „Du ahnst gar nicht, was die intellektuellen Frauen mit einem anrichten“, gesteht er ihr, verfällt immer mehr ins Hunsrücker Platt und macht ihr schließlich einen Heiratsantrag.

Volker ist in dieser Zeit bei Jean-Marie im herrschaftlichen Stammhaus bei Straßburg eingeladen. Er erinnert sich bei so viel Noblesse wehmütig an seine eigene Kindheit: „Ich war als Junge der einzige, den sie aufs Gymnasium geschickt haben. Meinen Vater hab ich kaum gekannt, den gibts eigentlich nicht.“ Stefan ist währenddessen mit Helga zusammen, die immer eigenwilliger wird. Das gemeinsame romantische Zusammensein auf einer weihnachtlich eingeschneiten Schweizer Berghütte gerät zu einem Kampf bis aufs Messer. Juan und Renate geht es ähnlich, auch wenn keine Handgreiflichkeiten entstehen.

Am schlimmsten hat es in diesen Tagen der Irrungen und Wirrungen jedoch Clarissa getroffen. In Rosenheim hat sie sich bei der Abtreibung einem Kurpfuscher anvertraut und eine Sepsis zugezogen. Im letzten Moment wird ihr lebensbedrohlicher Zustand von der Zimmerwirtin und Volker entdeckt. Clarissa wird im Notarztwagen in eine Klinik gebracht, wo auch bald ihre Mutter eintrifft. Am Krankenbett ihrer Tochter bricht sie ohnmächtig zusammen. Clarissa kann gerettet werden und muss sich dann, immer noch todkrank, von den Ärzten vorhalten lassen, dass sie mit der Abtreibung eine Straftat begangen hat.

Am Heiligen Abend wird Clarissa mit einem jungen Mutterglück im Nachbarbett konfrontiert. Sie beschließt, aus der Klinik zu fliehen, trifft aber im Gang auf ihre Mutter, die sie gerade besuchen will. Als beide wieder ans Krankenhausbett zurückkehren, nennt Mutter Lichtblau sie vor Zorn bebend eine „Mörderin“, woraufhin Clarissa ihre Sachen packt und das Zimmer verlässt. Sie versucht erst bei Jean-Marie, dann bei Hermann Unterkunft zu finden, der Weihnachten 1963 ganz allein im eiskalten Fuchsbau ist. Er heizt den Ofen an, beide kuscheln sich im Bett aneinander, sprechen verzweifelt über die Unmöglichkeit ihrer Liebe um schließlich festzustellen: „Ich bin dein Wolf, und du bist mein Wolf …“

8. Film: Die Hochzeit (1964)

Den Jahreswechsel 1964 verbringt Schnüsschen zuhause in Schabbach im Hunsrück, wo Vettern, Basen, Onkel und Tanten in der guten Stube laut durcheinanderreden. Ob Schnüsschen nicht auch bald heiraten will? Sie zuckt mit den Schultern.

Zurück in München nimmt sie Hermann mit zum Babysitting bei ihrer Freundin Elisabeth. Schnüsschen zieht Hermann immer mehr ins kleinbürgerliche Fahrwasser, wobei er mehr und mehr ins Hunsrücker Platt zurückfällt. Nur noch im Traum erinnert er sich an Clarissa, die mittlerweile in Paris weiter an ihrer Karriere als Cellistin arbeitet.

Hermann und Schnüsschen suchen sich eine Wohnung und können die misstrauischen Vermieter dadurch von ihrer Rechtschaffenheit überzeugen, dass sie versprechen, so bald wie möglich den Trauschein beizubringen. Im Sommer 1964 ist es so weit. Sogar Marie-Goot und Pauline sind aus dem Hunsrück angereist und haben auf ihrem Kleinwagen allerlei nützlichen Hausrat festgezurrt. Hermann trägt Schnüsschen über die Schwelle des Fuchsbaus, eine Marschmusikkapelle und die im Hochzeitsstaat herausgeputzte Schwabinger Boheme hinter sich.

Der Festtisch biegt sich vom vielen Essen, und Marie-Goot steigt zur original Hunsrücker Alleinunterhalterin auf. Helga, Renate, Juan, Stefan, Reinhard, Rob, Olga, Alex, Evelyne, Volker, Jean-Marie, Clemens, Bernd, Elisabeth, Frau Moretti, Dr. Bretschneider, Frau Cerphal – alle sind sie da. Aber wie schon bei einem früheren Fuchsbau-Fest weicht die fröhlich-ausgelassene Stimmung immer mehr dissonanten Klängen. Konflikte und Intrigen kochen hoch. Helga macht sich unter den Augen von Stefan über den nächstbesten Mann her und treibt es mit ihm im Kellergeschoss. Olga kann von Rob kaum davon abgehalten werden, immer mehr Opiate in sich hineinzuschütten. Schließlich ist auch Clarissa auf der Bildfläche aufgetaucht, um Hermann zu gratulieren, ist aber über die Wirrnisse zutiefst bestürzt. Das Brautpaar verlässt die Feier und macht es sich in den kahlen Wänden ihrer Zweizimmer-Neubauwohnung gemütlich. Somit ist zumindest Schnüsschen am Ziel ihrer Wünsche. Derweil erreichen im Fuchsbau bei Wein und Schnaps die Streitereien und Eifersuchtsszenen ihren Höhepunkt. Der in sich gekehrte Juan greift zum Gewehr, will sich erschießen, wird aber im letzten Moment daran gehindert. Frau Cerphal reicht es endgültig. Sie wirft die ganze Hochzeitsgesellschaft außer Juan aus ihrem Haus.

9. Film: Die ewige Tochter (1965)

Für Hermann und Schnüsschen kündigen sich neue Zeiten durch ihre kleine Tochter Lulu an, die sie in ihrer beengten Wohnung aufziehen. Clarissa ist dagegen auf Amerika-Tournee. Als sie wieder nach München zurückkommt muss sie feststellen, dass ihr wertvolles Cello beim Transport zerstört wurde. Sie will ihre Karriere schon aufgeben, aber als sie Volker immer näher kommt gibt es Perspektiven für eine neue Zukunft. Zusammen mit dem allseits gefeierten Pianisten gibt sie Konzerte und heiratet ihn.
Jetzt schlägt die Stunde von Frau Cerphal. Bisher konnte sie zurecht von sich sagen: „Ich bin das Huhn, das keine Eier legt.“ Die Luftangriffe des Krieges sind spurlos an ihr vorüber gegangen, sie hat nie mit Toten zu tun gehabt. Nun droht ihr patriarchalischer Vater zu sterben. Sie fährt zu ihm ins Altersheim, möchte mit ihm letzte Dinge regeln und erhält den Schlüssel zum längst verkauften Cerphal-Verlag, in dem immer noch ein Büro für die Gründerfamilie reserviert ist. Mitten in der Nacht macht sie sich in den Verlag auf und löst bei dem Versuch in das Zimmer zu gelangen prompt Alarm aus. Erst auf der Polizeiwache klärt sich auf, dass sie rechtmäßig Zugang zu dem Gebäude hat.

Juan, der sich als dienstbarer Geist bei ihr einquartiert hat, liest ihr aus den Karten. Daraus geht hervor, dass ihr der Fuchsbau überhaupt nicht gehört. Sie recherchiert im Verlag in alten Dokumenten und findet diesen Verdacht bestätigt. Das Haus hat eigentlich dem Kompagnon ihres Vaters gehört, dem Juden Goldbaum, der es bei seiner Emigration in den 30er Jahren solange an Cerphal vermacht hatte, bis er wieder zurückkommen würde.

Eines Nachts sitzt sie wieder im Cerphal-Büro, studiert die Dokumente und sieht plötzlich das imaginäre Bild ihres Vaters. Sie greift zum Revolver und schießt darauf. Nach Hause zurückgekommen stellt sie fest, dass ganz andere davon Besitz genommen haben. Im Verlauf der Diskussion über die Notstands-Gesetze haben sich einige Studenten des Fuchsbaus erinnert und ihn zum Platz für permanente Diskussionen gemacht. Frau Cerphal ist perplex. Als ihr auch noch erklärt wird, dass der Innenminister „Wanzen“ installieren würde, reagiert sie entrüstet: „Strauß und Höcherl installieren Wanzen, jetzt hören Sie aber auf mit ihrem Quatsch!“
Mitten in den Krawall erreicht sie die Nachricht, dass ihr Vater gestorben ist. Die Studenten ziehen schweigend ab, und Frau Cerphal macht sich an den Verkauf des Fuchsbaus, auf dessen Gelände ein pyramidenförmiger Stahlbetonbau mit Eigentumswohnungen entstehen wird.

10. Film: Das Ende der Zukunft (1966)

Reinhard kommt aus Mexiko zurück, wo er einen Dokumentarfilm gedreht hat, und möchte den Fuchsbau aufsuchen. Aber dort, wo er einen wichtigen Teil seiner Vergangenheit verbracht hat, klafft ein tiefes Erdloch. Fassungslos versucht er mit der Kamera Trauerarbeit zu leisten, muss aber einsehen, dass dies mit den Mitteln des Films nicht möglich ist. Mit einem von Hermann geschriebenen Requiem, das konzertant vor der Baugrube aufgeführt wird, trägt die ehemalige Gemeinschaft dann die alten Zeiten zu Grabe.

Reinhard macht sich nun an den Schnitt seines Dokumentarfilms, von dem man auf dem Bildschirm des Schneidetischs tief heranbrausende Flugzeuge über südamerikanischen Baumwollfeldern sehen kann. Immer wieder wird er von Trixi, der Schwester der Cutterin, bedrängt, sie doch in einem Film mitspielen zu lassen. Reinhard versucht sie los zu werden, wird aber ausgerechnet durch ihre unkonventionelle Denkweise auf die Idee gebracht nach Venedig zu fahren, um dort für ein neues Projekt von Frau Cerphals Nichte, Esther, Geld zu borgen. Reinhard bringt die Reise zu den in der Nacht gespenstischen Kanälen der Lagunenstadt aber noch viel mehr als bloß Geld ein: zum einen die Liebe der wie besessen fotografierenden Esther und zum anderen eine neue Filmidee – nämlich einen Film über Esther.

Wie sich herausstellt hat Esther ein ganz besonderes Schicksal, das ihr jetzt erst klar wird und sie innerlich zerreißt. Ihre Mutter war Jüdin aus der Goldbaum-Familie, ihr Vater der ehemals überzeugte Nazi Gattinger, der jetzige angebliche Finanzberater von Frau Cerphal. Damit ist auch klar, dass Esther um ihr Erbe, die Villa, betrogen worden ist. Nun taucht auch noch Frau Cerphal nach einer Peru-Reise in Venedig auf. Auf Anraten Gattingers hat sie sich an einem gescheiterten französischen Projekt zum Aufbau eines Kulturinstituts in den Bergen beteiligt und dabei das ganze Geld aus dem Verkauf des Fuchsbaus verloren. Das Erbe ist fort, Frau Cerphal finanziell ruiniert.

In München hat derweil Renate eine Kellerkneipe aufgemacht, das „U-Boot“. Wenn man spät in der Nacht hinuntergeht, so kann man dort nicht nur Bier und Wein trinken, sondern auch zusehen, wie sie beispielsweise im Großaquarium komische, erotische Szenen aufführt. Hermann ist einer der Gäste, der sich ansonsten auf ein Kleinbürger-Idyll eingelassen hat. Clarissa erwartet in dieser Zeit ihr erstes Kind, Helga hat bereits eines.

Als Reinhard zum Abschluss seines neuen Drehbuchs aus Venedig zurückkommt, treffen sich alle am Ammersee, wo die Eltern von Rob in einem schönen alten Forsthaus am Seeufer leben. Reinhard fährt mit dem Ruderboot auf den See hinaus. Vom Ufer aus sehen die Freunde bald nur noch das leere Boot auf den Wellen schaukeln. Reinhard wird nie wieder gesehen.

11. Film: Zeit des Schweigens (1967/68)

Das KZ-Gelände von Dachau. Esther sucht verbittert mit Hilfe ihres ungeliebten Vaters Gattinger und der Kamera die Vergangenheit, vergeblich. Frau Cerphal, die gerade ein paar fleißige Studenten zum Schreiben ihrer Dissertation angestellt hat, ist ihr dabei erst recht keine Hilfe.

Auch Clarissa ist aus der Bahn geworfen worden. Sie hat ihr Cello-Spiel aufgegeben, das Cello dem mysteriösen Dr. K. zurückgegeben und geht bei Kochen, Abwasch und Baby-Füttern im Alltag unter. Für Hermann geht es dagegen steil bergauf. Gerade als Schnüsschen das letzte Geld für ein sündteures Modellkleid zum Fenster hinausgeworfen hat entdeckt er durch Zufall auf dem Zeitungspapier, in das der Fisch eingewickelt war, dass eine seiner Kompositionen bei den Filmfestspielen von Cannes einen Preis für die Musik bekommen hat.

Er macht sich zu Konsul Handschuh, dem Chef der zuständigen Filmproduktions-Firma, auf, und erfährt, dass man dort Großes mit ihm vorhat. Handschuh richtet ihm ein eigenes Musikstudio ein und lässt ihn frei experimentieren. Als Hermann zu Hause die gute Nachricht erzählen will steht Helga mit ihren Freunden vom SDS im haschischverqualmten Wohnzimmer. Hermann hat aber jetzt keinen Sinn für Politik, sondern widmet sich voll seiner neuen Aufgabe. Seine Musikexperimente sollen mit einem anderen Projekt gekoppelt werden, das der introvertierte Kameramann Rob bei Konsul Handschuh untergebracht hat: „Varia-Vision“. Rob gibt eine erste Vorstellung seines Filmprojekts in einem Bootshaus am zugefrorenen Ammersee, indem er die Filmproduktionsmitglieder mit Schlitten unter den in vier Reihen gestaffelten und jeweils ein Kontinuum ergebenden Leinwänden hindurchziehen lässt.

Alle stürzen sich nun in einen Arbeitsrausch, wobei Rob für das Filmen mit den aneinandergekoppelten Kameras und Hermann für die im Studio hergestellte elektronische Musik zuständig ist. Nur der Seitensprung mit der Sekretärin bringt Hermann in diesen strapaziösen Arbeitswochen etwas Entspannung. Aber dann ist es soweit. Der neugierigen Presse soll „Varia-Vision“ vorgestellt werden. Bei so enormem technischen und logistischen Aufwand sind natürlich Störungen zu erwarten, die Hausregisseur Zielke mit seinen Manipulationen noch enorm vermehrt. Als Konsul Handschuh endlich die entnervt wartenden Presseleute in die Halle lässt und die Vorführung gestartet werden soll, gibt es einen hellen Blitz und explosionsartige Funken. Rob wird geblendet. Erst Wochen später kann er die Augenbinde am Ammersee-Ufer wieder abnehmen und sieht als erstes ein Ruderboot auf dem See, gerade so als ob Reinhard darin sitzen würde.

12. Film: Die Zeit der vielen Worte (1968/69)

1968. Clarissa hat sich einer amerikanischen Musikerinnen-Gruppe angeschlossen. Schnüsschen schwimmt dagegen auf der Polit-Welle mit, kauft Bücher von Fromm, Marcuse, Adorno, Marx und Mao Tse-tung, um sich fortzubilden. Sie hat ihr Angestellten-Dasein aufgegeben und studiert Soziologie, holt sich sozial benachteiligte Rocker ins Haus und arbeitet bei der Drogenberatung. Hermann, in den Konsul Handschuh grenzenloses Vertrauen setzt, sieht sie kaum mehr. Wenn er doch noch auftaucht, dann kann er nicht in sein Bett, weil darin ein Hippie-Mädchen seinen Drogenrausch ausschläft, oder er kann kaum zur Tür herein, weil die Polizei Schnüsschens Rockerfreunde gerade hindurchzerrt. Es kommt zum großen Krach, bei dem beide ihre Eheringe aus dem Fenster werfen. Hermann verschwindet nach Berlin.

Jungfilmer Stefan ist schon da. Nach einer langen Autofahrt durch die DDR ist er in einer Dahlemer Villa mit seiner Hauptdarstellerin Olga, die sich als Frau von Welt herausgeputzt hat, angekommen. Er will den Film „Die deutsche Angst“ drehen, wobei alle Beteiligten auf die Realisierung des Films einwirken können sollen. Die Psychodynamik des Teams wird stunden-, tage- und nächtelang ausdiskutiert. Olga, die Hauptdarstellerin, steht fassungslos daneben und hat keinerlei Ahnung, wozu sie noch existiert. Dazu betreiben die Teammitglieder noch Supervision, indem sie sich bei ihren Diskussionen mit der bereitstehenden Kamera gegenseitig filmen. Insbesondere Helga versucht großen Einfluss zu nehmen und lässt Stefan kaum noch Spielraum. In der Dahlemer Villa kommt es zum Bruch, Stefan kündigt dem Team die Beendigung des Films an. Was allerdings niemand weiß ist, dass er von amerikanischen Filmproduzenten bereits 80 000 Mark dafür erhalten hat, dass er sein Projekt abbricht und ihnen den männlichen Hauptdarsteller überlässt.

In einem Berliner Café ist Stefan auch Hermann über den Weg gelaufen. Der besucht gerade Helgas Freundin Katrin in ihrer Kommune. Hermann ist alles andere als abgeneigt, als sich Katrin zu ihm ins Bett legt. Allerdings ist es kein richtiges Bett, sondern ein Matratzenlager, auf dem sich bald auch die übrigen Kommune-Mitglieder, voll mit Drogen, in einer psychedelischen Orgie wälzen. Irgendwann wird es Hermann zu viel. Am nächsten Morgen macht er sich auf den Weg zurück nach München, während in Berlin die Kinderläden brennen.

13. Film: Kunst oder Leben (1970)

In München ist Oktoberfest. Die Belegschaft von Konsul Handschuh rückt in der Festzeltloge bei Maßkrügen eng zusammen – schon deshalb, weil rechtsradikale Randalierer in der allgemeinen Bierseligkeit erst richtig in Stimmung kommen. Nach dem „Wiesn“-Besuch hört Hermann von Zielke, dem ehemaligen Regisseur einer Propagandakompanie, dass Handschuh sein kleines Imperium aufgebaut hat, indem er Kamera- und Negativmaterial aus Wehrmachtsbeständen über 1945 hinübergerettet hat.

Hermann ist mittlerweile Kronprinz bei seinem Förderer und Chef geworden und spricht dessen väterlichen Neigungen so sehr an, dass der Konsul aus ihm seinen leibhaftigen Sohn machen will. Er und seine Frau können keine Kinder bekommen und bieten ihm deshalb die Adoption an, was Hermann auch zum Alleinerben der ganzen Firma machen würde. Hermann weiß nicht, wie er sich verhalten soll und erbittet Bedenkzeit. Er ist auch so schon ratlos genug geworden, was seinen bisherigen und künftigen Lebenslauf betrifft. „Man hat mit dreißig seine genialen Jahre hinter sich.“, meint er und sucht einen Rat. Aber fast alle ehemaligen Freunde sind fort.

Er schaut ihrem neuen Stück zu, der „Hexenpassion“. Dann kommt es nach langen zehn Jahren, in denen sie sich gesucht aber nie gefunden haben, zu einer gemeinsamen Nacht in einem kleinen Hotelzimmer. Clarissa: „Es verging kaum ein Tag, an dem ich nicht wusste, wo du bist.“ Am nächsten Morgen ist sie fort.

Hermann zieht es zu Clarissa. Er erfährt, dass sie mit ihrem neuen Frauenorchester auf Tournee ist. Kurz entschlossen macht sich mit der Bahn auf, um sie auf einer Station ihrer Tournee zu treffen. Zuerst verpasst er sie immer wieder. Stattdessen trifft er zuerst Renate, die ihm im Gepäcknetz des Zugabteils ihre Kostüme vorführt. Am Rhein verschlägt es ihn in einen Zirkus, wo Juan seine Akrobatenkünste zeigt. Schnüsschen ist auch dabei, geradezu als ob sie aus einer anderen Welt wäre. Dann wird der Zug von der Polizei infolge der Terroristenjagd, die mittlerweile auch Helga gilt, auf freiem Feld gestoppt. Nachdem auch das Schicksal von Alex klar geworden ist, den der Tod in seinem von Büchern überquellenden Zimmer ereilt, holt Hermann Clarissa doch noch in Amsterdam ein.

Hermann schreibt Konsul Handschuh einen Abschiedsbrief: „Ihr Vertrauen hat mich überwältigt, aber meine Träume sind andere. Welche, das will ich herausfinden. Ich möchte das Warten lernen.“ Er kehrt zurück nach Schabbach, wo ihn am Ortseingang Glasisch-Karl sofort erkennt. „Hermännsche, dau hast dich überhaupt nit verännert“, begrüßt er ihn.